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.Er würde vermuten, dass da irgendein sensationeller Kampf stattfindet, bei dem die Boxer einen persönlichen Streit auszufechten haben, der dem Publikum bekannt ist.Wirklich, sie haben einen Streit auszutragen.Aber es handelt sich um jenen tödlichen Streit, der seit hundert Jahren zwischen Oran und Algier besteht.Einige Jahrhunderte früher hätten sich diese beiden nordafrikanischen Städte zu Tode geblutet, wie Pisa und Florenz in glücklicheren Zeiten.Die Rivalität ist umso heftiger, als sie vermutlich keinen Grund hat.Da diese zwei Städte alle Ursache hätten, sich zu lieben, hassen sie sich umso mehr.Die Oraner beschuldigen die Leute aus Algier, sie seien eingebildet.Diese wiederum lassen hören, die von Oran hätten keine Lebensart.Dies sind blutigere Schmähungen, als es den Anschein hat, weil sie metaphysisch sind.Und da sie sich nicht belagern können, treffen, bekämpfen und schmähen sich Oran und Algier auf den Gebieten des Sportes, der Statistiken und der großen Taten.Im Ring geschieht also Historisches.Und der zähe Oraner, von Tausenden von brüllenden Stimmen unterstützt, verteidigt gegen Perez die Lebensart und den Stolz einer Provinz.Um die Wahrheit zu sagen, führt Amar die Auseinandersetzung nicht gut.Sein Plädoyer hat einen Formfehler: Es fehlt ihm die Reichweite.Jene des Boxers aus Algier hat die gewollte Länge.Er dringt mit Überzeugung auf die Augenbrauen seines Widersachers ein.Der Oraner pariert wunderbar inmitten des Geheuls eines entfesselten Publikums.Trotz wiederholter Ermutigungen der Zuschauer und meines Begleiters, trotz der ungeduldigen »Erledige ihn!«, »Gib ihm«, »Tiefschlag«, »Oh, der Schiedsrichter ist blind«, »Er ist ausgepumpt«, »Er kann nicht mehr« wird Perez aus Algier unter nicht endendem Hohngelächter als Punktsieger ausgerufen.Mein Nachbar, der gerne von sportlichem Geist redet, applaudiert offenkundig, während er mit einer vom vielen Schreien erloschenen Stimme mir zuraunt: »So wird er wenigstens ›drüben‹ nicht sagen können, in Oran seien lauter Wilde.«Aber im Saal entbrennen schon Kämpfe, die im Programm nicht vorgesehen waren.Stühle werden geschwungen, Polizei bahnt sich einen Weg durch die Menge, die Erregung ist auf dem Höhepunkt.Um diese guten Leute zu besänftigen und die Ruhe wiederherzustellen, wird auf Anordnung der »Direktion« durch den Lautsprecher der Marsch »Sambre-et-Meuse« gebrüllt.Während einiger Minuten ist der Saal auf höchsten Touren.Verwirrte Gruppen von Kämpfenden und gutmütigen Schiedsrichtern taumeln unter dem energischen Einsatz von Polizisten, die Zuschauer in den hinteren Reihen frohlocken und fordern die Fortsetzung mit wildem Schreien, Kikerikien oder spöttischem Miauen, was in der unwiderstehlichen Flut der Militärmusik untergeht.Die Ankündigung des »Großen Kampfes« genügt, um die Ruhe wiederherzustellen.Dies geschieht plötzlich, ohne Mätzchen, so, wie Schauspieler von der Bühne treten, wenn das Stück zu Ende ist.Mit größter Selbstverständlichkeit wird der Staub von den Hüten geklopft, die Stühle werden wieder aufgestellt, auf allen Gesichtern zeigt sich ohne Übergang die wohlwollende Miene des ehrbaren Zuschauers, der einen Platz bezahlt hat, um einem Familienkonzert beizuwohnen.Der letzte Kampf stellt einen Franzosen der Marine einem oranischen Boxer gegenüber.Diesmal liegt der Vorteil der Reichweite aufseiten des Letzteren.Doch während der ersten Runden haben diese Vorteile keinerlei Wirkung auf die Leute.Die Erregung flaut ab, die Menge erholt sich.Ihr Atem ist noch kurz.Wenn sie applaudiert, geschieht es ohne Leidenschaft.Die Pfiffe sind ohne Feindseligkeit.Der Saal teilt sich in zwei Lager, das gehört zur guten Regel.Aber jeder trifft seine Wahl mit jener Gleichgültigkeit, die auf die große Erschöpfung folgt.Wenn der Franzose »einsteckt«, wenn der Oraner vergisst, dass man nicht mit dem Kopf angreift, werden sie jeweils von einer Salve von Pfiffen gebeugt und sogleich wieder durch Applaus aufgerichtet.Erst in der siebten Runde steigt der Sport wieder an die Oberfläche, zu gleicher Zeit, wie die Sportbegeisterten aus ihrer Müdigkeit emportauchen.Endlich ist der Franzose zum Angriff übergegangen, auf Punkte erpicht, und hat sich auf seinen Gegner gestürzt.»Jetzt ist’s so weit«, hat mein Nachbar gesagt, »jetzt kommt die Corrida.« Und es ist tatsächlich die Corrida.Von Schweiß bedeckt unter den unversöhnlichen Scheinwerfern, eröffnen die zwei Boxer ihre Attacke, schlagen zu mit geschlossenen Augen, stoßen mit den Schultern und den Knien, vermischen ihr Blut und schnauben vor Wut.Wie ein Mann hat sich der Saal erhoben und skandiert die Schläge seiner beiden Helden.Er empfängt die Schläge, gibt sie zurück, lässt sie erdröhnen durch Tausende von dumpfen und keuchenden Stimmen.Die Gleichen, die sich ihren Favoriten ohne innere Beteiligung gewählt hatten, halten eigensinnig nun an ihrer Wahl fest und geraten in Leidenschaft.Alle zehn Sekunden dringt das Schreien meines Nachbarn in mein rechtes Ohr: »Gib ihm, Blaukragen, los, Marine!«, während vor uns ein Zuschauer dem Oraner zubrüllt: »Anda! Hombre!« Der Hombre und der Blaukragen »gehen ran« und mit ihnen, in diesem Tempel aus Kalk, Wellblech und Zement, der ganze Saal, der völlig diesen schmalstirnigen Göttern ausgeliefert ist.Jeder matt klingende Schlag auf den glänzenden Brustkasten erdröhnt in enormen Schwingungen im Körper der Masse selbst, die zugleich mit den Boxern ihre letzten Kräfte anspannt.In dieser Atmosphäre wird das unentschiedene Match schlecht aufgenommen.Es widerspricht einer wahrhaft manichäischen Empfindlichkeit des Publikums.Es gibt Gut und Böse, Sieger und Besiegte.Man hat recht oder unrecht.Den Schluss aus dieser bestechenden Logik ziehen sofort die zweitausend energischen Lungen, die die Schiedsrichter der Käuflichkeit bezichtigen.Doch der Blaukragen hat seinen Gegner im Ring umarmt und labt sich am brüderlichen Schweiß.Das genügt, um den Saal augenblicklich umzustimmen und applaudieren zu lassen.Mein Nachbar hat recht: Es sind keine Wilden.Die Menge, die sich unter einem Himmel der Stille und Sterne zerstreut, hat den erschöpfendsten der Kämpfe geliefert.Sie schweigt, verschwindet hastig, ohne Kraft für die Diskussion der Ergebnisse.Es gibt Gut und Böse, diese Religion ist unerbittlich.Die Schar der Getreuen ist nur noch eine Ansammlung von schwarzen und weißen Schatten, die in der Nacht untertaucht.Die Kraft und die Gewalt sind eben einsame Gottheiten.Sie bieten der Erinnerung nichts.Im Gegenteil, sie teilen ihre Wundergaben mit vollen Händen der Gegenwart aus.Sie sind diesem Volk ohne Vergangenheit ebenbürtig, das sein Seelenbündnis um den Ring zelebriert.Es sind etwas komplizierte Riten, die jedoch alles vereinfachen.Das Gute und das Böse, der Sieger und der Besiegte: In Korinth standen zwei Tempel benachbart, der Tempel der Gewalt und derjenige der Not.Die MonumenteAus ökonomischen wie auch metaphysischen Gründen scheint sich der Stil von Oran, wenn es überhaupt einen gibt, am kraftvollsten und klarsten in einem merkwürdigen Gebäude, Haus des Kolonisten genannt, auszudrücken.Oran hat keineswegs Mangel an Monumenten.Die Stadt besitzt ihre große Zahl von Marschällen, Ministern und lokalen Wohltätern.Man begegnet ihnen auf kleinen staubigen Plätzen, dem Regen und der Sonne ausgesetzt, auch sie zu Stein und Langeweile bekehrt
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