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.* * *Leopolds Wagen schob sich durch die Toreinfahrt in den immer noch stattlichen Hof der ehemaligen Gärtnerei, in dem nur mehr eine kleine Scheune an frühere Zeiten erinnerte.Wo sich früher Glashäuser und Beete ausgebreitet hatten, stand jetzt, jenseits eines einfachen Zaunes, eine städtische Wohnhausanlage.Bald nach dem Tod ihres Mannes hatte sich Rosa Niedermayer gezwungen gesehen, ihren Besitz an die Gemeinde zu verkaufen.Das Geschäft war immer schlechter gegangen, außerdem hatte der unselige Spieltrieb von Herrn Niedermayer schon in den Jahren zuvor zu einer gespannten finanziellen Situation geführt.Frau Niedermayer musste nach dem Verkauf froh sein, dass ihr nach Rückzahlung der Schulden noch ein Weniges an Geld übrig geblieben war.Dann starb auch sie, ausgezehrt von einem duldsamen, arbeitsreichen Dasein.In Haus, Garten, Hof und Scheune lebte jetzt, alleine und zurückgezogen, Frau Gertrud.Leopold stieg aus dem Auto und rückte seine Sonnenbrille zurecht.Er trug sie fast immer, wenn er, so wie diesmal, einen kleinen Ausflug machte.Dabei störte ihn nicht, dass sich ein weiterer grauer und unleidlicher Herbsttag über Landschaft und Gemüter gelegt hatte.Die Brille war ein Requisit, mit dem er bei solchen Gelegenheiten sein Aussehen etwas interessanter machen wollte.Früher hatte er so ein wenig Eindruck bei den Mädchen schinden können, als er noch kein Auto und nicht viel Geld in der Brieftasche gehabt hatte.Wenn er die Sonnenbrille aufsetzte und dabei in den Spiegel schaute, wurde er öfter von einer wehmütigen Erinnerung geplagt.Leopold blickte über den Zaun.Missmutig reckten sich hier bunte, zweistöckige Wohnblöcke in den trüben Himmel.Sie waren nicht die einzigen Vertreter ihrer Art.Schon bei der Herfahrt war Leopold aufgefallen, dass immer mehr neu erbaute Häuser in die Ebene gestellt wurden, die den Ausblick in die ungeheuren Weiten des Marchfeldes* versperrten.Er war schon lange nicht mehr in dieser Gegend gewesen, obwohl man mit dem Auto nicht einmal eine halbe Stunde brauchte.Auf dem Absatz der kleinen Treppe, die vom Hof zur Eingangstüre hinaufführte, erschien jetzt eine kleine Frauengestalt.»Leopold?«, rief sie hinunter.»Mein Gott, Sie sind es wirklich! Lassen Sie sich anschauen.Also, viel verändert haben Sie sich nicht.Nein, dass wir uns noch einmal sehen, hätte ich mir nicht gedacht.«Sie schritt die Treppe wie eine Lady hinunter.Ohne Zweifel besaß Frau Gertrud viel mehr natürliche Eleganz als ihre Schwester.Leopold hätte sie gern früher kennengelernt, ganz früh, in ihren Mädchentagen, und dabei eine Sonnenbrille aufgehabt.»Ich auch nicht«, sagte er.»Der Anlass ist ja leider kein besonders lustiger.Mein herzlichstes Beileid, Frau Gertrud.«Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.»Beileid.Ich bitte Sie! Sie wissen wahrscheinlich, dass die Chemie zwischen meiner Schwester und mir schon lange nicht mehr gestimmt hat.Aber trotzdem, so einen Tod hat sie nicht verdient.Zuerst konnte ich es ja gar nicht glauben, als die beiden Polizisten gestern an der Türe läuteten und mir die schlimme Nachricht überbrachten.Ich war doch noch am Vortag bei ihr gewesen.Es war so … so unwirklich.Aber heute früh, da habe ich realisiert, dass alles wahr ist.Da sind mir dann zum ersten Mal die Tränen gekommen.Es ist gut, dass Sie da sind, Leopold«, fuhr sie nach einigen Augenblicken der Stille fort.»Mir ist nach Reden.Und ich habe selten Besuch.«Sie führte Leopold die Treppe hinauf.Dann bat sie ihn durch einen langen Vorraum in ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer.Er nahm in einem weichen Lehnstuhl Platz und schaute sich kurz um, wie es seine Art war.Blumen, Bilder, ein Bücherregal, eine Leseecke – hier könnte es ihm gefallen.Das Fenster schaute auf eine nicht stark befahrene Straße hinaus.»Ich habe etwas hergerichtet«, sagte Gertrud.»Ein paar Brote und eine Kanne Kaffee.Ist es recht?«Es war Leopold recht.Als er sich die Erlaubnis geholt hatte zu rauchen, zündete er sich eine Zigarette an und holte den unfrankierten Briefumschlag hervor.Frau Gertrud kam mit einem Tablett und stellte es auf dem Tisch nieder.Der Kaffee duftete angenehm.»Sie wollen wohl zuerst wissen, was in dem Brief steht«, meinte Leopold.Gertrud lächelte.»Nicht unbedingt.Es kann nur etwas Unangenehmes sein.Meine Schwester und ich standen, wie gesagt, auf Kriegsfuß miteinander.Vererbt hat sie mir sicher nichts.Aber da Sie extra hergekommen sind, um mir dieses Schriftstück zu zeigen … Bringen wir es hinter uns.«Leopold überreichte ihr den Brief.Sie überlegte kurz.»Warum haben Sie den Brief eigentlich nicht gleich der Polizei gezeigt?«, fragte sie.»Er war doch an Sie gerichtet, und da wollte ich, dass Sie ihn zuerst sehen«, meinte Leopold unschuldig.»Sie bringen mich da in eine ganz schöne Verlegenheit.Soviel ich weiß, ist das für die Polizei ein Beweisstück.Mache ich mich nicht einer Unterschlagung schuldig, wenn ich jetzt hineinschaue?«Leopold zuckte die Achseln.»Kein Mensch bei der Polizei weiß, wann, wie und unter welchen Umständen Sie den Brief erhalten haben.Aber wenn es Sie beruhigt, geben Sie ihn mir wieder zurück.Ich klebe eine Marke drauf und werfe ihn in den nächsten Briefkasten.Dann sind Sie aus dem Schneider.«Frau Gertrud zögerte einige Augenblicke, dann siegte die Neugier.»Ach was, ich möchte jetzt wissen, was drinnen steht«, sagte sie, riss hastig das Kuvert auf und nahm ein einfaches Blatt Papier in die Hand.Ihr Gesicht verfärbte sich rasch.»So ein Biest!«, zischte sie.Leopold machte einen Zug an seiner Zigarette und nippte an seiner Tasse Kaffee.Wortlos drückte ihm Frau Gertrud das Schreiben ihrer Schwester in die Hand.Er überflog die wenigen handgeschriebenen Zeilen.Der Brief begann direkt, ohne Anrede:Von mir aus kannst du das Bild behalten und in deinem gottverlassenen Haus aufhängen.Deinen Alois wirst du damit nicht zurückgewinnen.Den hast du auf immer verloren.Man kann einen Menschen eben nicht kaufen.Frag ihn doch selber, was er von dir denkt.Dann wird er dir sagen, dass du eine langweilige Nudel bist, so, wie er es mir gesagt hat.Aber behalte das Bild ruhig, wenn du es dir einbildest.Das Geld gehört mir, das warst du mir schon immer schuldig.Ich habe mir nur genommen, was mir zusteht, da brauchst du dich gar nicht aufregen.Demnächst fahre ich weit fort.Ich glaube nicht, dass wir uns wiedersehen, wenn ich zurückkomme.Mir ist seit heute klar, dass ich dich nicht mehr sehen will [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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