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.Er schüttelte den Kopf.„Mach mir Vorwürfe.Streite mit mir.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar.„Wir streiten doch immer.“„Dieses Mal nicht.“ Sie duckte sich unter seinen Händen weg und setzte sich auf die Stufen.Er hatte die wahre Joanna Ware sehen wollen, die Frau, die er flüchtig hinter der Fassade der schillernden Gesellschaftsikone wahrgenommen hatte.Hier war sie.Und plötzlich erkannte er, dass er einen grundlegenden Fehler begangen hatte – es gab keine Fassade.Der Liebling der Londoner Gesellschaft, die Ehrendame und diese Frau hier waren ein und dieselbe Person.Ihr Stilgefühl, ihre Kleidung, die Bälle und Feste waren nur verschiedene Aspekte eines Charakters, der denen, die Joanna etwas bedeuteten, auch Wärme und Großzügigkeit entgegenbringen konnte.Das hatte Alex vorher nicht erkannt, weil er so fest entschlossen gewesen war, sie für flatterhaft und oberflächlich zu halten.Wares Hass auf sie und seine eigene Sturheit hatten ihn geblendet.Ich dachte, du brauchst mich vielleicht …Sie hatte sich um ihn und seine Gefühle gesorgt und ihren eigenen Stolz und ihren Ärger hintangestellt, um ihm Trost zu bieten.Er fühlte sich beschämt.Er sah Joanna an.Sie starrte konzentriert hinaus auf die Bucht und reckte trotzig das Kinn vor.Blitzartig durchzuckte ihn ein so machtvolles, aufwühlendes Gefühl, dass er zusammenzuckte.Seine Frau.Erschrocken begriff er, dass er immer Amelia in dieser Rolle gesehen hatte, nicht Joanna.Obwohl sie schon vor fünf Jahren gestorben war, war sie in seinem Herzen seine Frau geblieben.Es spielte keine Rolle, dass er Joanna geheiratet hatte, dass er mit ihr geschlafen hatte und sie sich als Mutter seines Erben wünschte.Irgendwie hatte er nach wie vor Amelia für seine wahre Ehefrau gehalten.Bis jetzt …Er setzte sich neben Joanna.Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, sagte aber nichts.Nach einer Weile nahm er ihre Hand und sah, dass Joanna zaghaft lächelte.Am liebsten hätte er sie geküsst.„Ich möchte dir von Amelia erzählen“, sagte er unvermittelt.Er hörte, wie sie den Atem anhielt und glaubte, einen Anflug von Furcht in ihrem Blick erkennen zu können.„Du sprichst nie über sie.“„Jetzt schon.“Sie wich seinem Blick aus.„Du hast sie geliebt?“„Ja“, erwiderte er.„Ja, das habe ich.Ich habe sie über alles geliebt.Wir kannten uns seit unserer Kindheit.Ich wollte, dass sie so oft wie möglich mit mir zusammen auf Reisen ging.Ihr lag nicht so viel daran, aber ich bestand darauf.In meiner Arroganz glaubte ich, der Platz einer Frau sei nun einmal an der Seite ihres Mannes.“Joanna sah ihn jetzt aufmerksam an.„Was ist geschehen?“, erkundigte sie sich sanft.„Wir waren fünf Jahre verheiratet, als ich nach Indien abkommandiert wurde“, erzählte Alex.„Unser Schiff wurde von einem französischen Geschwader unter Admiral Linois angegriffen.Wir waren Geleitschutz für ein paar Handelsschiffe, die vor Vizagapatam vor Anker lagen.“ Er hielt inne.„Es kam zu einem Unfall mit offen herumliegendem Schießpulver.Es gab einen Funken …“ Alex verstummte.Noch immer konnte er die Explosion hören, den Rauch und das Schießpulver auf seiner Zunge schmecken und das Blut riechen.Er erschauerte.Joannas kleine warme Hand lag in seiner.„Ein verheerendes Feuer verwüstete das Schiff“, fuhr er tonlos fort.„Ich kämpfte mich unter Deck vor, um Amelia zu suchen.Ich fand sie, aber …“ Er zögerte.„Sie hatte schreckliche Verbrennungen davongetragen, und ich wusste, dass sie sterben würde.Mit ihren letzten Atemzügen bat sie mich um Verzeihung, dass sie mich im Stich gelassen hatte.“ Seine Stimme wurde rau.„Wieder und wieder entschuldigte sie sich, weil es ihr nicht gelungen war, sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen.Dabei war ich derjenige, der versagt hatte.Ich hatte darauf bestanden, dass sie mich begleitete.Wäre sie zu Hause in England geblieben, wäre sie nicht gestorben.“ Er schwieg eine Weile.Wind war aufgekommen, er pfiff durch das Gebälk der uralten Hütte.„Sie war schwanger mit meinem Kind“, schloss er.„Danach wollte ich nie wieder eine andere Frau und auch kein weiteres Kind, bis du in jener Nacht in London zu mir gekommen bist, um mir deinen Handel vorzuschlagen.“Einen Moment lang spiegelten sich die lebhaftesten Emotionen auf ihren Zügen wider, dann senkte sie den Kopf, und ihr Haar verbarg ihr Gesicht.Ihre Hand in seiner zitterte.„Du hast auch noch ein Kind verloren.O Alex …“ Sie sprach so leise, dass er sie nur mit Mühe verstehen konnte.„Das tut mir leid, so schrecklich leid.“„Ich habe nie jemandem von dem Kind erzählt“, gestand er.Die Erinnerung an Amelia war für ihn lebendig geblieben.Ihm wurde klar, dass er sich daran geklammert hatte, denn hätte er angefangen sie zu vergessen, hätte er sich vielleicht weniger schuldig, weniger verantwortlich für ihren Tod gefühlt, und das wollte er nicht.Jahrelang hatte er nicht gewollt, dass jemand ihren Platz einnahm.Es konnte keinen Erben für Balvenie geben, weil er die Frau und das Kind verloren hatte, die an seiner Seite hätten stehen sollen.Doch dann war Joanna zu ihm gekommen, und alles war anders geworden.„Amelia war sehr sanft und freundlich“, sagte er.„Sie hatte kein Rückgrat aus Stahl, sie war nicht wie du.“ Er erkannte, dass er noch vor kurzer Zeit Joanna für die Schwächere von beiden gehalten hatte.Er hatte sich sehr getäuscht.„Sie wäre niemals den ganzen Weg bis hierher geritten, um mich zu finden“, erklärte er.„Sie hätte gewartet, bis ich zurückgekommen wäre.“„Das hört sich an, als wäre sie ein Frau mit gesundem Menschenverstand gewesen“, gab Joanna zurück.Sie betrachtete ihre Eskimostiefel.„Welche halbwegs vernünftige Frau würde schon freiwillig hierherreiten und sich dabei ihre Stiefel und ihre Reitkleidung ruinieren?“Er begriff, dass sie mit ihrer Forschheit nur ihre aufgewühlten Emotionen überspielen wollte.Er legte die Hand an ihre Wange und drehte ihr Gesicht zu sich.Ihre Haut fühlte sich warm an unter seinen Fingern und so weich, dass er sie küssen wollte.Plötzlich verspürte er das brennende Bedürfnis, ihr zu sagen, wie sehr er sie bewunderte für das, was sie getan hatte.„Ich bin froh, dass du gekommen bist“, sagte er weich.Sie sah ihn wie gebannt an, und er zog sie in die Arme.Wieder war er überrascht, wie warm und zugleich stark sie sich anfühlte.Wie konnte Joanna Ware, die er für so zerbrechlich gehalten hatte, so belastbar sein? Er schmiegte das Kinn in ihr Haar.Es duftete nach Erde und fühlte sich staubig an.„Als ich heute den Eisbären näher kommen sah, konnte ich mich nicht bewegen“, meinte er langsam.„Es war absolut verwünschenswert.“ Er umarmte sie fester, und sie zuckte zusammen.Sofort lockerte er seine Umarmung ein wenig, aber ganz loslassen wollte er sie nicht.Sein Bedürfnis, sie nah bei sich zu haben, war stark.„Ich wusste, was ich zu tun hatte“, fuhr er fort.„Ich wollte schießen, aber irgendwie konnte ich mich nicht bewegen.Ich kann es nicht erklären.Ich konnte nur eins denken – dass ich schon einmal versagt hatte und dass es jetzt wieder geschehen würde, wenn auch auf andere Weise …“Joanna rieb liebevoll die Wange an seiner Jacke.„Du hast bei Amelia nicht versagt, Alex“, widersprach sie ruhig.„Du hast alles versucht, um sie zu retten.Dev sagte mir, dass du dabei beinahe selbst ums Leben gekommen wärst.Und heute – nun, auch bei mir hast du nicht versagt.“„Ich habe zu lange gewartet“, wandte Alex ein.„Ich hätte ihn töten müssen.“ Wieder regte sich sein Zorn, aber das Gefühl der Scham war längst nicht mehr so erdrückend wie vorher [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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