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.Je eher man das begriff, desto gelassener konnte man das Leben angehen.Sie wünschte, es wäre ihr früher eingefallen.»Oder sind Sie etwa gegen Schafe allergisch?« platzte er mißtrauisch in ihre Gedanken hinein.»Nein! Wie kommen Sie darauf?«»Es war bloß ein Gedanke.«»Ach so.« Dialoge wie aus dem Bilderbuch.Hella spürte plötzlich das Bedürfnis, ihm eine Freude zu bereiten.»Rufen Sie mich an, wenn es soweit ist.Ihr Schaf wird sich bei der Geburt über eine Frau in der Nähe freuen«, sagte sie lächelnd.Und wenn nicht das Schaf, dann vielleicht Peer, dachte sie.Um insgeheim den Kopf über sich selbst zu schütteln.Wie Kraut und Rüben purzelten ihre Gedanken, Hoffnungen und Wünsche durcheinander.Sie war weder Fisch noch Heisch.Oder sie durchlebte in diesen Tagen den ersten Schub von Schizophrenie.Ein Teil in ihr wollte leben, der andere schloß mit dem Leben ab.Doch beide Teile schlotterten vor Angst, sich Gewißheit zu verschaffen.Eine Stunde später saßen sie wieder nebeneinander im Wagen.Obwohl Hella sich offiziell noch abwartend zeigte, war sie innerlich längst entschlossen, Peer den Kredit zu bewilligen.Sein Hof und der Grundbesitz boten ausreichend finanzielle Sicherheit, die Bank ging allenfalls ein kleines Risiko ein.Hella blickte nachdenklich aus dem Fenster.Dort drüben lag der Friedhof.Sie hatte vorgehabt, sich hier von ihm absetzen zu lassen.Auf ein Grab gehörte auch ein vernünftiger Grabstein.Von einem Spaziergang über das Gelände erhoffte sie sich Anregungen.Doch plötzlich erschien ihr dieser Einfall schrecklich morbid.Und ihrem Naturell nicht im mindesten ähnlich.Zugegeben, sie war keine dieser Strahlefrauen wie Marlen oder Barbara.Für sie war ein zur Hälfte gefülltes Glas stets halbleer, nie halbvoll.Aber meine Güte! Das war für sie noch nie ein Grund gewesen, in schwierigen Zeiten die Hinte vorschnell ins Korn zu werfen.Hella Merten kämpfte normalerweise bis zum Umfallen.Weshalb sollte sie diesmal eine Ausnahme machen?Kapitel 23»Typisch Hella! Emotionsfrei und steril«, stellte Barbara fest.Ratlos starrte sie auf die wenigen Zeilen, die Hella für sie hinterlassen hatte.»Gib mal her.« Während Marlen las, bekam sie eine Gänsehaut.Im Telegrammstil klang die Botschaft niederschmetternd:Ihr Lieben, bin im Krankenhaus wegen Verdacht auf Brustkrebs.Melde mich später.Eure Hella.Keine Anschrift.»Ob sie nicht gefunden werden möchte? Oder sie hat in der Aufregung vergessen, die Anschrift des Krankenhauses dazuzuschreiben.Was machen wir nun? Sollen wir sie ihrem Schicksal überlassen?«»Natürlich nicht!« Barbara wühlte bereits in einer Schublade nach dem Telefonbuch.»Gehen wir mal davon aus, daß sie irgendwo hier in Düsseldorf liegt.Dann gibt es exakt … 23 Krankenhäuser.Wenn wir die orthopädische Fachklinik, die Kliniken für Psychiatrie, Neurologie und Suchtkrankheiten und die anderen Spezialkliniken abziehen, bleiben nur noch elf.Uns wird nichts anderes übrigbleiben, als uns in allen elf Kliniken nach ihr zu erkundigen.Am besten, du kümmerst dich um Lisa, wickeln und so.Ich setz' mich ans Telefon.«Während Marlen erst einmal selbst in Jeans und T-Shirt schlüpfte, spürte sie, wie Wut in ihr hochkroch.Wut auf Hella.Über ihren melodramatischen Abgang.Weshalb konnte sie nicht wie jede vernünftige Frau einfach den Mund aufmachen und sagen: Hört mal zu, ich habe ein Problem.Helft mir bitte.Nein, sie mußte sich still und heimlich ins Krankenhaus schleichen und die große Dulderin spielen.Wie zu längst vergangenen Ufa-Zeiten.Aber irgendwie paßte es auch wieder zu ihr.Diesen Drang zum großen Drama hatte sie bestimmt ihrer Mutter, der Operndiva, zu verdanken.Über die sie sich auch am liebsten ausschwieg.Zum Glück war sie selbst aus anderem Holz geschnitzt.Verdacht auf Krebs – die absolute Hammerdiagnose.Allzu lange konnte Hella es noch nicht wissen, sonst hätte sie sich garantiert nicht so auf das Sorgerecht für Lisa versteift.Puh!Es schellte.Während Marlen zur Tür lief, hörte sie nebenan Barbara telefonieren.Lieber Gott, laß sie uns finden, schoß es ihr durch den Kopf.Der Briefträger hatte sich ausnahmsweise zu ihnen in die dritte Etage bemüht.»Ein Einschreiben für Frau Marlen Sommer!« Er reichte ihr einen gefütterten Umschlag und wartete geduldig, bis sie den Empfang quittiert hatte.»Kann ich Ihnen die übrige Post auch gleich geben oder soll ich sie unten in den Briefkasten stecken?«Marlen unterdrückte eine schnippische Antwort.Es kostete sie immer eine Extraportion Energie, dummen Fragen mit Geduld zu begegnen.Trotzdem quälte sie sich ein Lächeln ab.Schließlich konnte der Mann ja nichts dafür, daß er so war, wie er war.»Lassen Sie sie hier.« Ohne noch einen Blick darauf zu werfen, stopfte sie den Stapel in ihre Handtasche.Bei dem Einschreibebrief zögerte sie zunächst.Sie versuchte den Inhalt des Umschlags mit den Fingern zu ertasten, doch das weiche Innenfutter verriet nichts.»Alles klar, ich hab' sie! Sie liegt im Marienhospital, nicht weit von hier.« Barbara stürzte an Marlen vorbei ins Bad.»Worauf wartest du noch? Füttere endlich Lisa ab, damit wir gleich losfahren können.Oder hast du es dir anders überlegt?«»Nein, natürlich nicht.« Hastig steckte Marlen den Umschlag zu der übrigen Post.Lisa schien die Aufregung zu spüren.Sie verzichtete auf ihr morgendliches Spiel und ließ sich in Rekordgeschwindigkeit ankleiden und füttern.Selbst den dickflüssigen Haferflockenbrei schluckte sie heute ohne Murren.Barbara wartete bereits abflugbereit an der Tür.»Müssen wir Hella nicht ein paar Sachen einpacken? Nachthemden, frische Wäsche?« fragte Marlen.»Quatsch.Sie ist doch nicht von der Straße weg eingeliefert worden.Sie wird alles, was sie braucht, dabei haben.«Marlen rannte trotzdem noch einmal in die Küche.»Ich nehm' ihr die Zeitung mit
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