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.«Bei dieser Vorlesung entfärbten sich die Generale, ließen Messer und Gabel sinken und verweigerten gleichsam Speise und Trank, indem sie vom Tische abrückten.Auch Ottos bemächtigte sich tiefe Niedergeschlagenheit: also Nachgeben auf der ganzen Linie!.Wie? Träumen wir? Die Nachwelt steht vor einem psychologischen Rätsel.Die Legende verunstaltete den welthistorischen Vorgang, doch nicht einseitig, sondern nach jeder Richtung.Das Kutschkelied ertönte: Da sah unser Wilhelm Rexe sich das klägliche Gewächse mit den Königsaugen an.Als in Ems später der Gedenkstein enthüllt wurde, wo König Wilhelm angeblich Benedetti auf öffentlicher Promenade den Rücken kehrte, murrte der königliche Kurgast mit bitterem Ärger: »Ist ja gar nicht wahr!« Naive machen sich eine sonderbare Vorstellung von den Manieren eines Königs und eines Botschafters.Der oberste Flügeladjutant Prinz Radziwill übermittelte aufs höflichste die Versagung der zweimal zudringlich begehrten Schlußaudienz, der greise hohe Herr sei ermüdet und die Sache ja nun endgültig erledigt.Bei der Abreise fand sich Benedetti am Bahnhofe ein und trennte sich vom König mit beiderseitiger gemessener Höflichkeit.Aber daß der große Monarch sich mit hoheitsvoller Würde benahm und sich auch bezüglich der Gebote internationaler guter Sitten nichts vergab, stößt doch gewiß das Telegramm nicht um, nämlich das Schärfste und ernst Drohendste, was je aus seiner Feder floß, Abekens »Redigierung« ausdrücklich gutheißend.Wie irgendein Mensch dies für eine Schamade halten konnte, ist unbegreiflich.Man kann nur annehmen, daß die drei Paladine sich in so pessimistisch hoffnungsloser Verärgerung befanden, bis ihnen das rechte Augenmaß abhanden kam und sie überall Unterwerfung und Demütigung witterten.Andererseits steht freilich fest, daß der König, als er in Köln eine jubelnde Menschenmasse traf, die ihm begeistert huldigte, erstaunte: »Was ist denn los?« Als Graf Lehndorff ihm dann die überall angeschlagene »Emser Depesche« überreichte, wurde er leichenblaß.»Das ist ja der Krieg!« Wie? Darüber wunderte er sich nach seiner eigenen Depesche? Wer sie aufmerksam liest, den belehrte schon die ›Wendung: »ihm nur durch einen Adjutanten sagen lassen« (Flügeladjutant Prinz Radziwill!) und das Anheimstellen am Schlusse, dies aller Welt mitzuteilen, daß dem tapferen Greise völlig die Geduld riß und er das dreiste Anrempeln nicht länger ertragen wollte.Es gibt nur eine Erklärung: er begab sich nämlich zunächst nach Koblenz, wo seine Gemahlin ihm fast das Wort abnahm, den Krieg doch noch zu verhüten.Der König kannte aber seinen Bismarck und verkannte sicher nicht, daß dieser eine entsprechende Form der Zurückweisung finden werde.Er muß also innerlich sehr an Aufrechterhalten des Friedens gezweifelt haben.Daß nachher die Außenwelt die »Emser Depesche« in der welthistorischen Form für ein Werk des Königs selber hielt, ist mindestens eine viel unwichtigere Legendentäuschung, als die lächerliche heutige Annahme, er habe zu Kreuze kriechen wollen und nur der Kanzler habe eine ziemlich harmlose Beendigung eines Konflikts zu einer schallenden Maulschelle an Frankreich umgewandelt.Nein, Wilhelms Majestät hat sich höchst königlich bewährt, er und sein Kanzler waren hier einander würdig.Während die Generale düster vor sich hin starrten, blieb Ottos Auge gebannt auf den Schlußzeilen haften.Plötzlich fragte er Roon: »Welches Vertrauen haben Sie zu unseren Rüstungen? Würden sie einer überraschenden Kriegsgefahr entsprechen?«»Absolut.Unsere Mobilisierung wird immer einen Vorsprung haben.«Moltke bekräftigte: »Von Aufschub verspreche ich mir nichts.Möglich, daß die Franzosen das linke Rheinufer anfangs überschwemmen, obschon ich daran zweifle.Unsere Bereitschaft würde sie aber bald überflügeln.«»Das Instrument des Heeres ist so, daß wir den Krieg mit Erfolg wagen können?«»Wir hatten nie ein besseres.« Moltke nickte ruhig.»Rüstet also Frankreich jetzt zum Kriege, so dürfen wir ihm keine Zeit lassen.«»Unser Vorteil würde sich abschwächen, Verschleppung würde schaden.« Kurze Pause.Blitzschnell schoß es durch das geniale Hirn: Jetzt oder nie! Kneifen wir, so verlieren wir Nimbus und Anziehung bei den Süddeutschen unwiderruflich.Nur gemeinsamer Nationalkrieg gegen den Erbfeind kann alle Schranken beseitigen, das als Waffengefährten vergossene Blut wäre ein Kitt für immer.Er erhob sich, ging an einen Nebentisch und faßte in wenigen Minuten die »Anheimstellung« des Königs in einer weit kürzeren Depesche zusammen, die er sofort verlas.Sein Bleistift strich, bis nur Kopf und Schwanz blieben.Moltke spitzte die Ohren wie ein Streitroß, das die Trompete hört.»Das hat einen ganz anderen Klang, vorher Schamade, jetzt Fanfare.« Otto erläuterte kühl: »Telegraphiere ich diesen Text an unsere Gesandtschaften und an die Zeitungen, so wird heute mitternacht ganz Paris brüllen wie ein gereizter Ochse.Das ist also der Krieg.« Beide Generale gerieten in freudige Bewegung, »herrlich! Das muß wirken!« »Geschlagen muß werden, sonst sind wir ohne Kampf geschlagen.Doch es ist wesentlich, die moralischen Imponderabilien für uns zu haben.Sowohl Deutschland als das Ausland müssen sich überzeugen, daß wir die Herausgeforderten und Angegriffenen sind.Noch sind wir letzteres nicht unbedingt, doch die gallische Überhebung wird keine Grenze scheuen, sich selbst den Ursprung aufzubürden, sobald wir sie öffentlich bloßstellen.«Roon rief bewegt: »Sie retten das Vaterland.Der alte Gott lebt noch und wird nicht zulassen, daß wir in Schande verkommen.« Moltke aber geriet in solche Heiterkeit, daß er getrost zu essen und zu trinken anfing.Er sah zwar nicht danach aus, als ob er Aufregung und Mühsal eines neuen furchtbaren Feldzuges überdauern könne [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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