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.»Soll ich dir die Haare abschneiden?«, fragte Wij, als Summer in der Kleiderkammer ihren Rucksack vorbereitete.»Nein, nicht heute.Lass mich einfach allein.Ich muss mich noch vorbereiten.«Wij runzelte die Stirn.»Dir bleibt keine Zeit bis morgen.In vier Stunden erwartet dich Lady Mar wieder im achten Turm.«Das war eine schlechte Nachricht.Plötzlich drohte ihr alles aus den Händen zu gleiten.Fieberhaft überschlug sie die Möglichkeiten, die sie sich zurechtgelegt hatte.Sie richtete sich auf, tat so, als würde die Nachricht sie nicht überraschen, und nickte.»Gut.Ich … werde noch zur Barke gehen.Allein.Bitte stört mich nicht.« Wij nickte.Sie trat auf Summer zu und drückte sie kurz an sich.»Danke«, sagte sie.»Ich wusste immer, du lässt die Deinen nicht im Stich.«Summer hoffte so sehr, dass Dajee schon in der Nähe der Barke herumstreichen würde, aber es waren nur einige andere Haie, die sie weit unten dahingleiten sah.Sie erinnerte sich daran, dass das Mädchen ihr einmal erklärt hatte, wie sie es rufen konnte.Entschlossen hob sie einen Stein auf, zerschlug ihn, bis eine scharfe Bruchkante entstand, und ritzte sich in den kleinen Finger.Hoffentlich stimmt es, dass Zia mich überall finden wird, dachte sie und tauchte den Finger ins Wasser.Ein kleiner Hai musste in der Nähe gelauert haben, er kam so schnell heran, dass Summer nur noch zurückstolpern konnte.Er schnappte tatsächlich nach ihr, obwohl sie eine Zorya war.Offenbar hatten diese Raubfische sich an ihre Nähe bereits gewöhnt.Erst als sie schon aufgeben wollte und zu dem Steg hinübereilte, fieberhaft auf der Suche nach einem anderen Plan, tauchte das Kind plötzlich außer Atem und mit rotem Gesicht auf.»Dajee! Ich habe auf dich gewartet.«»Ich weiß«, keuchte die Kleine.»Aber die Haie hier sind richtig gemein.«»Danke, dass du trotzdem hergekommen bist.Hör zu, ich habe nicht viel Zeit.Tänzer Licht bittet dich um Hilfe.Wirst du ihm helfen?«Die Kleine sperrte den Mund vor Staunen auf.Dann nickte sie andächtig.Tellus hatte sie kommen gehört, denn er war nicht zu sehen, als sie kaum zwei Stunden später in den Wächterraum stürzte und mit fahrigen Fingern den versteckten Hebel suchte, mit dem sich die Wand ein Stück verschieben ließ.Tellus hatte sein unausgesprochenes Versprechen gehalten.Das in die Wand versenkte Schloss war offen.Ihre Geisterfalter schwirrten voraus, als wollten sie sie zur Eile antreiben.Sie ließ die Tasche, die sie bei sich hatte, unten im Schacht stehen und nahm nicht einmal die Maske ab.Heute überraschte sie Loved, als sie in die Kammer stürzte.Im ersten Moment lächelte er, dann wurde er schlagartig ernst.»Ist etwas passiert?«»Allerdings! Ich bringe dich hier raus.Es ist alles vorbereitet.Aber wir müssen uns beeilen, die Ebbe setzt bereits ein.« Diesmal war es ihr gelungen, ihn wirklich sprachlos zu machen.»Zieh deinen Mantel aus«, forderte sie ihn auf.»Und jetzt wirf ein paar Decken aus dem Fenster.Und am besten noch ein Kleidungsstück von dir.Sie müssen glauben, dass du aus dem Turm gesprungen bist.«Loved starrte sie immer noch ungläubig an.Aber dann reagierte er und sprang auf.Er stellte keine Fragen, auch dann nicht, als er den schmalen Schacht sah.»Wirf deinen Mantel runter und klettere voraus!«, befahl Summer.»Unten steht eine Tasche.Darin ist ein Dienermantel.Zieh ihn an und verstau deinen eigenen Mantel in der Tasche.Ich komme nach!«Loved nickte und stürzte zum Schacht.Er fluchte, als er sich die Knie anstieß, aber irgendwie schaffte er es, sich hinunterzuzwängen.Summer wartete, bis er weit genug unten war, dann kletterte sie hinterher.Mit aller Kraft zog sie die Steinklappe nach unten und fing das Gewicht mit Schulter und Nacken ab.Dann ließ sie die Platte vorsichtig herunter und holte den Marmorbrocken und den Pflock hervor, mit dem sie den Riegel blockierte und mit dem Stein wie mit einem Hammer tief hineintrieb.Tellus war immer noch auf seinem Rundgang.Sie konnte hören, wie er betont laut an einer Aufzugsklappe rüttelte.Hastig legte sie die Schlüssel auf den Tisch neben die Karten.Und entdeckte einen zusammengefalteten Zettel, der vorher noch nicht dort gelegen hatte.Sie faltete ihn auf und musste lächeln, als sie die Skizze mit den vielen Pfeilen und den Stockwerksmarkierungen sah.Ein Plan mit den vergessenen Schächten aus der Zeit, als der erste Turm noch der einzige gewesen war.Wenig später waren sie unterwegs nach unten.Loved im Dienermantel, sie im schwarzen Gewand der Zorya, die Elfenbeinmaske auf dem Gesicht.Sie wählte die hinterste Wendeltreppe.Zwar war auch sie einsehbar, aber zumindest lag sie auf der meerzugewandten Seite und im Augenblick richteten sich alle Blicke - auch die der Zorya - auf das Land.Dennoch kam es ihr endlos lange vor, bis sie endlich die unteren Räume erreichten.Außer einigen Dienern, die den Fußboden scheuerten, war niemand im Brunnenzimmer.Sie hoben die Köpfe und erschraken beim Anblick der Zorya.Sofort sprangen sie auf die Beine und verbeugten sich.»Verschwindet«, sagte Summer barsch.»Wagt es nicht, euch hier vor Ablauf einer Stunde wieder blicken zu lassen.« Sie sah nicht zur Seite, aber sie konnte sich denken, wie sie auf Loved wirkte: die Zorya aus der Vergangenheit, die sich ihrer Macht vollkommen bewusst war.Die Diener verschwanden so schnell, als hätte sie Löwenzahnsamen davongepustet.Summer verschwendete keine Zeit, sondern nahm die Maske ab und schob sie in die Rockfalte.»Schnell! Wir müssen in den Brunnen klettern!«Erst als sie endlich den Durchgang erreichten, fiel ihre Anspannung ein wenig von ihr ab.Das Licht ihrer Taschenlampe erfasste die steile Treppe.»Da runter! Zum Tempel der Haie«, flüsterte sie und schenkte Loved ein triumphierendes Lächeln.Auf halbem Weg löste sich ein Stück Stein unter ihrem Fuß, sie schwankte, doch schon lagen Loveds Arme um ihre Taille und hielten sie fest.Atemlos verharrte sie einige Sekunden in seiner Umarmung.Im Schein der Taschenlampe leuchtete der Narbenmond auf seiner Wange auf.Seine Lippen wirkten umschattet und schön und sie ertappte sich dabei, sich nach einem Kuss zu sehnen.Die Spiegelungen des Haibeckens glommen in seinen Augen.»Danke«, sagte er.»Du schuldest mir keinen Dank.Beeile dich einfach!«Aber sie musste alle Entschlossenheit zusammennehmen, um ihn wieder von sich zu schieben.Obwohl die Stufen eng waren, drängte sie sich an ihm vorbei und ging voraus.Atemlos erreichten sie wenige Minuten später den Holzsteg.Im Becken sah sie schon den Umriss des riesigen Hais.Und auf dem Steg, wo bereits das lächerlich kleine Ruderboot wartete, das Dajee irgendeinem Fischer gestohlen hatte, entdeckte sie auch winzige, nasse Fußspuren.Dajee war wohl zu schüchtern, um sich gleich zu zeigen, aber Zia schwamm so nah heran, dass ihre Rückenflosse zum Greifen nahe war [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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