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.Sie stand an der Reling und klammerte sich so fest an das Holz, dass ihre Finger ganz weiß wurden.Ihre Sonnenbräune war einer kränklichen Blässe gewichen und ihre Augen glänzten.Elin trat zu ihr.»Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen, Kristina«, sagte sie sanft.»Sie hat nicht Sie oder mich beleidigt – nur sich selbst.Das sagen Sie mir doch immer.«»Verdammt, ich hätte auf Oxenstierna hören sollen, statt mir Hoffnungen zu machen«, zischte Kristina.»Eine sentimentale Idiotin bin ich!«Die Begrüßung Maria Eleonoras im Schloss fiel sehr verhalten aus.Man starrte ihren Hofstaat an – die Narren und Zwerge, die bunt gekleideten Tierführer, die die langhaarigen Rassehunde ins Schloss führten.Lakaien trugen die Papageien durch die zugigen Gänge.Der Affe entfloh und biss mehrere Bedienstete, bis er endlich wieder eingefangen wurde.Axel Oxenstierna blieb dem Bankett demonstrativ fern.Zum ersten Mal verspürte Elin dem Kanzler gegenüber so etwas wie Sympathie oder doch zumindest großen Respekt vor seiner Charakterstärke.Elin selbst flüchtete sich in ihr Gemach, wo schon ein Brief von Hampus sie erwartete.Mit fahrigen Fingern nahm sie das versiegelte Schriftstück an sich und warf sich auf ihr Bett.Die Vorhänge zog sie zu und saß somit abgeschlossen von der Welt auf einer einsamen Insel aus Stoff.Sie atmete tief durch, öffnete behutsam den Brief und las.Meine liebe Elin,sicher wartest Du schon auf gute Nachricht – und wie gerne würde ich sie Dir schicken.Emilia habe ich nicht angetroffen – aber das Geld und den Brief Erik gegeben.Er wird dafür sorgen, dass sie alles bekommt.Leider haben wir nichts herausgefunden.Die Gudmunds wissen tatsächlich nichts über Dich.Mein Freund Erik hat seine Verbindungen genutzt und in alle amtlichen Papiere Einsicht genommen, die die Familie Asenban betreffen, aber selbst dort fand sich nichts.Einige Unterlagen sind zudem bei einem Brand im Pfarrhaus vor dreizehn Jahren vernichtet worden.Somit ist dieser Teil Deiner Familiengeschichte leider ausgelöscht.Ich bedauere unendlich, dass ich Dir keine besseren Neuigkeiten bringen kann, und hoffe, Du kannst es mir verzeihen.Ich werde alles tun, um Dich in Deinem Kummer zu trösten.Am Samstag kehre ich zurück.Bis dahin verbleibe ich als Dein treuer, Dir von ganzem Herzen ergebener Freund HampusElin ließ den Brief sinken, zog die Beine an den Körper und legte den Kopf auf die Knie.Sobald sie die Augen schloss, glaubte sie zu fühlen, wie die Sicherheit ihrer mathematischen Studien und das Wissen über die Maschine Mensch ihr entglitten.An die Stelle der Gewissheiten traten Chaos und Enttäuschung, gespiegelt in den Gesichtern dreier Frauen: einer traurigen Mutter, die seit zwanzig Jahren um ihr totes Kind weinte, einer selbstsüchtigen Mutter, die zu ihrer Tochter so kalt war wie eine Tote.Und einer toten Mutter, die ihre wahren Züge hinter einem Vorhang aus bleichem Haar verbarg.Direkt nach dem Festmahl, bei dem Maria Eleonora ihre Tochter pausenlos um eine höhere Apanage anbettelte, brach Kristina überraschend mit hohem Fieber zusammen.Als Elin völlig verstört bei ihrem Gemach ankam, hatte Doktor van Wullen Kristina bereits zur Ader gelassen.»Gut dass Sie hier sind«, murmelte er.»Sie hat schon nach Ihnen verlangt.Wischen Sie ihr die Stirn ab, wenn sie unruhig wird.« Elin nickte und ließ sich mit zitternden Knien neben dem Bett nieder.Fräulein Ebba war nicht da – Elin nahm an, dass Kristina sie weggeschickt hatte, um Maria Eleonora zu beschäftigen.Im Zimmer brannten Kerzen, die Vorhänge waren zugezogen.Kristinas Haut glänzte vor Fieberschweiß.Elin kam sich vor, als wäre sie mit der Königin begraben worden.Noch nie in ihrem Leben hatte sie so viel Angst gehabt.Ihre Mutter hatte sie verloren, das begriff sie.Aber was, wenn sie nun auch noch Kristina verlieren würde?Gegen Mitternacht schreckte Kristina hoch.Beim Anblick der geschlossenen Vorhänge riss sie entsetzt die Augen auf.Ihre Fingernägel wurden zu Krallen, die sichelförmige Male auf Elins Arm hinterließen.»Das Herz!«, flüsterte die Königin atemlos.»Das schlagende Herz!« Elin versuchte sie zu beruhigen, aber die Königin richtete sich auf und weinte.»Barmherziger Gott, sie hat sein Herz genommen … in der goldenen Kapsel hängt es!«»Da ist kein Herz!«, flüsterte Elin, selbst zu Tode erschrocken.Nur langsam kam Kristina zu sich.Ihre irrenden Augen fanden ein wenig Ruhe.»Mach die Vorhänge auf, um Gottes willen!«, bat sie.»Ich will die Nacht sehen! Und lösche die Kerzen.Ich war lange genug in einer Gruft eingesperrt.«Elin sprang auf und riss die Vorhänge zur Seite.»Sehen Sie? Kein Herz!«, rief sie.Die Königin wandte ihr die fiebrigen Augen zu.»Es ist immer da«, flüsterte sie.»Das Herz meines toten Vaters.Ihn verfolgte sie mit einer krankhaften Zuneigung.Mich hat sie gehasst.«Elin dachte an Maria Eleonoras maskenhaftes Gesicht und schauderte.»Siehst du meine schiefe Schulter?«, flüsterte Kristina.»Ich bin ein Krüppel – nicht besser als die Unglücksmenschen, mit denen sie sich umgibt.Sie hat mir nie verziehen, dass ich nicht als Sohn auf die Welt kam und dass mein Vater mich liebte.Man sagte, ein Balken fiel auf meine Wiege und brach mir die Schulter.Aber ich weiß, dass meine Mutter heimlich hoffte, ich würde sterben.Vielleicht misshandelte sie mich oder ließ mich absichtlich fallen.«»Das … ist ein Fiebertraum, Kristina«, sagte Elin sanft.Die Königin schüttelte heftig den Kopf.Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn.»Dieser Albtraum ist mein Leben«, sagte sie.»Und zwar seit dem Moment, als meine Mutter mit dem Sarg meines Vaters aus Deutschland zurückkehrte.Sie ließ seinen Leichnam einbalsamieren und weigerte sich jahrelang, ihn bestatten zu lassen.« Das Reden strengte die Königin so sehr an, dass sie nach Luft rang, und Elin beeilte sich, ihr den Schweiß abzutupfen.»Bei ihrer Rückkehr war ich ein Kind«, flüsterte Kristina.»Mit einem Mal liebte sie mich, weil ich ihrem toten Gemahl ähnlich sah, sie erstickte mich in ihren Umarmungen.Sie zog mit mir nach Nyköping, ließ alle Gemächer mit schwarzem Stoff ausschlagen und die Fenster verhängen.Narren und Krüppel lungerten in dieser Gruft herum und erschreckten mich zu Tode.Kerzen brannten Tag und Nacht.Ständig trug diese Wahnsinnige das Herz meines Vaters in einer goldenen Kapsel mit sich herum.Sein Sarg stand am Fuß der Treppe – manchmal ging ich daran vorbei und bildete mir ein, seine Finger zu hören, die verzweifelt an der Innenseite des Sargdeckels kratzten.Krank, wie sie ist, weinte und klagte sie unaufhörlich.Ihre Tränen nässten das Bett, das ich mit ihr teilen musste.Ein Jahr dauerte diese Folter, bevor Axel Oxenstierna endlich ein Machtwort sprach und mich erlöste.« Ihre Stimme wurde bitter.»Das, Elin, ist Mutterliebe.Nichts als geisteskrankes Witwentheater.« Keuchend rang sie nach Luft.Elin strich ihr das Haar aus der Stirn.»Versprich mir eins«, flüsterte die Königin mit geschlossenen Augen.»Begrabe endlich deine Mutter.Du siehst, was geschieht, wenn man sich zu sehr an die Toten klammert.Sie kehren nicht zurück.Man selbst ist es, den sie mit sich ins Grab ziehen.«Elin schluckte und ließ es zu, dass ihr die Tränen über die Wangen rannen.Seltsamerweise tat es gut, zu weinen.Sie kam sich vor, als würde sie in einem Trümmerfeld sitzen, und hatte unendlich Mitleid mit der Königin – und ein wenig auch mit sich selbst.Mit einer großzügigen Apanage zog Maria Eleonora weiter auf ihren Witwensitz nach Nyköping.Im Schloss atmete man erleichtert auf [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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