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.Franklin entdeckt.Ein kleines Genie ist er schon, das muss ich zugeben, auch wenn er als Geschäftsmann eifersüchtig und ziemlich böse reagiert hat, als wir angefangen haben, ihm mit unserer Druckerei in Ephrata Konkurrenz zu machen.So was mag der liebe Dr.Franklin nämlich gar nicht.Habe ich dich erschreckt …?«Hastig klappte Samuel das Buch zu und legte es zurück.Eine Antwort blieb ihm erspart, stattdessen fühlte er sich von einem großen Mann umarmt und geküsst.Blumenblaue Augen strahlten ihn durch runde Brillengläser an.Ein feines, ein kluges Gesicht.Haare, struppig und gelb wie die seines einstigen Hundes, standen vom Kopf und Kinn des Fremden ab.Samuel fasste sofort Zutrauen.»Willkommen, willkommen bei uns in Ephrata, mein Freund.«»Gott zum Gruß, ich heiße Samuel Hochstettler.Ich bin gekommen, weil ich gehört habe, dass hier bei euch der ›Märtyrerspiegel‹ auf Deutsch zu kaufen sei.«Samuel räusperte sich und fügte zaghaft hinzu.»Ich hoffe, das stimmt.«»Ja, ja, das stimmt, du bist nicht umsonst gekommen.«Der Mann lachte tief und herzlich und legte eine Hand auf Samuels Schulter.»Ich bin übrigens Peter Miller.Aber es hat sich herausgestellt, dass mein eigentlicher Name, der den mir Gott geben hat, Agrippa lautet.Begleite mich doch zur Druckerei, Henrich Funck und Dielman Kolb sind auch gerade aus dem Osten gekommen.«Die vielen fremden Namen zirpten Samuel noch wie Zikaden im Ohr, als er über Kieswege gesäumt von Apfelbäumen vorbei an weiteren Häusern, Scheunen, Schuppen und Werkstätten geführt wurde.Alles wirkte gepflegt und mustergültig in Stand gehalten.Samuel spürte einen großen Frieden, der von jedem Leiterwagen, akkurat gebundenen Besen oder hoch aufgeschichteten Holzhaufen ausging.Diesen Frieden hatte er lange vermisst.Oder hatte er sich immer nur danach gesehnt? Samuel beeilte sich, seinem Führer auf den Fersen zu bleiben.Eines der Gebäude schien das Backhaus zu sein, in einem anderen vermutete Samuel den Geräuschen nach die Schmiede.Zu seiner großen Verwunderung entpuppten sich zwei Gestalten, die ebenfalls in weißen konturlosen Kutten steckten, als Frauen.Über ihre Köpfe hatten sie Kapuzen, die offensichtlich zur Tracht gehörten, gestülpt, sodass er ihre Haare nicht sehen konnte.Sie waren also fromme Täuferinnen, die sich an die Ordnung hielten, registrierte Samuel erleichtert.Obwohl die Frauen ihm auf demselben Pfad, auf dem auch er ging, entgegenkamen, und ihre Füße, die in Sandalen steckten, eindeutig den Erdboden berührten, erschienen sie ihm wie Geisterwesen, luftig und entrückt.Was war das nur für eine wunderliche Gesellschaft, in die er da hineingeraten war? Schweigend ging Samuel neben Peter Miller/Agrippa her, bis sie schließlich die Druckerei erreichten.Dass Henrich Funck und Dielman Kolb zu Reists Leuten gehörten, also zu der Gruppe, von der Ammann und seine Anhänger sich vor fast 60 Jahren im Streit getrennt hatten, sah Samuel sofort.Die Männer hatten im Gegensatz zu seinen bescheidenen Haken und Ösen Knöpfe an ihren Jacken.Auf den zweiten Blick bemerkte er auch Taschen mit Aufschlägen.Der Älteste hätte wegen so viel Hoffart den Bann verhängt, und die ganze Gemeinde müsste Funck und Kolb meiden.Trotzdem ergriff er jetzt die ausgestreckten Hände der beiden und erwiderte ihren festen Druck.In der Pfalz wäre so etwas nie und nimmer passiert.Hier kam es ihm ganz selbstverständlich vor.Es stellte sich heraus, dass die beiden, jeder ein Bischof, den »Märtyrerspiegel« schon vor längerer Zeit für ihre Gemeinden in Auftrag gegeben hatten.»Seitdem sind wir oft gekommen und haben Wort für Wort von Peters Übersetzung aus dem Holländischen nachgeprüft«, erklärte der ältere von den beiden Samuel.»Und zu unserer großen Freude stimmt alles.Bis auf die kleinste Stelle.Alles.«Beide nickten mit wippenden Bärten.Zunächst zeigte Miller die Tische, wo vier seiner weißen Mitbrüder mit rasender Geschwindigkeit die Bleitypen für die einzelnen Seiten zusammensetzten.Vier weitere hantierten an der Presse.»Am aufwendigsten ist die Herstellung von Papier, dafür brauchen wir sechs Männer.Natürlich haben wir auch unsere eigene Papiermühle.Unser Papier ist besonders dick und von feinster Qualität, denn wir verwenden ausschließlich Leinenlumpen.Wenn du willst, führ ich dich da auch noch hin.«Peter Miller nahm seine Brille ab und rieb die Gläser langsam und gründlich an seiner Kutte sauber.In seinem nicht mehr jungen Gelehrtengesicht nistete sich ein spitzbübisches Vergnügen ein.Er zwinkerte kokett wie ein Mädchen auf einem Ball mit den Augen und trat von einem Bein auf das andere.So als wäre er selbst gespannt.Endlich überreichte man Samuel ein schweres, in braunes Schweinsleder gebundenes Exemplar des »Märtyrerspiegels«.Miller kicherte und applaudierte.Da das Buch alle Anstrengungen, Leiden und Opfer der Täufer über all die Jahrhunderte enthielt, war es schwer wie ein Sack Rüben.Aber Samuel wiegte es so liebevoll wie seine neugeborenen Kinder in den Armen.Zu seinem Entzücken gesellten sich noch Ehrfurcht und Staunen, und er fand keine Worte.Dafür standen ihm Tränen in den Augen.Schließlich unterbrach Peter Miller die Stille.»Wir arbeiten praktisch seit 1748 ununterbrochen daran.Es ist das größte Buchvorhaben, das es je in den amerikanischen Kolonien gab.Bislang sind bereits siebenhundert Exemplare verkauft.Und pro Woche kommen zwei neue Bestellungen.«»Und keine Behörde erhebt dagegen Einspruch?«Wie ein Schneeball an der Scheunenwand, so zerplatzte mit Samuels Frage die erhabene Stimmung im Raum.Die drei Männer um ihn herum lachten so laut, dass sich Samuel wie ein Tölpel vorkam.Henrich Funck half ihm schließlich aus der Verlegenheit.»Genau darüber habe ich mir auch mal den Kopf zerbrochen.Lang ist es her, achtzehn oder neunzehn Jahre.Und du bist wahrscheinlich erst gerade aus dem Schiff geklettert.Wir sind hier in William Penns Land, auch wenn sein Sohn ein verdammter Halsabschneider ist und keine Quäkertugenden mehr im Leib hat.Hier verbietet dir jedenfalls niemand, Gottes Wort laut und unerschrocken zu verkünden und deinen Glauben schwarz auf weiß zu drucken
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