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.Kasimir trottete - auch wie meistens - hinter ihr her, in der Hoffnung, die eine oder andere Leckerei unabsichtlich oder auch gewollt abzubekommen.Heute fiel wieder einmal - wie meistens - nichts für ihn ab, und er trottete enttäuscht zurück ins Wohnzimmer und leckte sich unzufrieden Schnauze und Pfoten.Marie folgte wenig später mit ihrer Teetasse und ein paar trockenen Keksen, die sie noch im Küchenschrank gefunden hatte.Neue Lebensmittel zu kaufen hatte jetzt keinen Sinn mehr, schließlich wollte sie nach ihrem Tod nicht neben einem ranzigen Stück Butter oder einer verschimmelten Tomate gefunden werden.So langsam stellte sich das ihr wohlbekannte Gefühl wieder ein.Jenes Gefühl, das sie bis vor einigen Tagen so sorgsam kultiviert und dann wegen diverser Nichtigkeiten etwas vernachlässigt hatte: das Gefühl, am Ende ihres Lebens zu stehen und nichts mehr zu verlieren zu haben.Dieses Gefühl würde sie nicht noch einmal aufgeben, um einem wie auch immer gearteten Hirngespinst nachzujagen.SPEICHERN.Marie machte sich auf die Suche nach ihrer To-do-Liste, die sie kurze Zeit später in der Schublade ihres Nachtkästchens fand.Sie musste erst einmal ihre Gedanken, die immer noch gegen ihren Willen um Lutz Maibach kreisten, sortieren.Nun ging sie noch einmal die einzelnen Bereiche durch, die sie in den vergangenen Wochen mit unerschöpflicher Energie Stück für Stück für die Nachwelt zensiert hatte.Liebesbriefe, Tagebücher und Fotos.Erledigt.Fast mit etwas Wehmut erinnerte sie sich jetzt daran, mit wie viel Sorgfalt und Liebe zum Detail sie noch vor wenigen Wochen angefangen hatte, für die Nachwelt ein zum Teil neues Leben der Marie Hartmann zu erschaffen.Sie dachte daran, wie sie erst den beruflichen und dann den privaten Computer bis ins hinterste Eck der Festplatte ausgemistet hatte, was auch ohne Selbstmordabsichten schon lange an der Zeit gewesen wäre.Bei diesem Gedanken konnte sich Marie trotz ihrer Endzeitstimmung ein Schmunzeln nicht verkneifen.Die nächsten Punkte auf der »Erledigt«-Seite waren die Videosammlung, die beinahe Kasimir und auch sie selbst das Leben gekostet hatte, die Bücher, CDs und DVDs.Abgehakt.Sie erinnerte sich daran, wie sie ihr Büro in einer Hauruck-Aktion innerhalb eines halben Tages für die Nachwelt auf Vordermann gebracht und gleichzeitig um ihren im wahrsten Sinn des Wortes sogenannten »RestUrlaub« ersucht hatte.Und dann war da noch, als letzter Punkt der bereits erledigten Angelegenheiten, der Kleiderschrank.Zensiert.Sogar die Wohnung hatte sie nebenbei noch verschönert, und das gar nicht mal schlecht.SPEICHERN.Es blieben auf der Seite der auf jeden Fall noch zu erledigenden Dinge der Terminkalender, verschiedene Erinnerungsstücke und das Badezimmer samt Inhalt.Schließlich wollte sie nicht, dass ihre Hinterbliebenen in Enthaarungscreme, Selbstbräuner und Cellulite-Lotion herumstöberten.Der unbedeutende Rest, wie ihr Konto und andere Randpunkte, musste jetzt unter den Tisch fallen.SPEICHERN.Gerade als Marie die Liste abschließen und sich mit mühsam erworbenem Elan erneut ans Werk machen wollte, fiel ihr ein, dass die Regelung von Kasimirs Verbleib nach ihrem Tod durchaus auch zu den noch zu erledigenden Dingen gehörte.Gleichzeitig erinnerte sie sich an den Abschiedsbrief, den sie in diesem Zusammenhang an ihre Freundin Alma zu schreiben und dem sie den Tagebuchauszug über ihr Kennenlernen beizulegen geplant hatte.Es gab also doch bis morgen Abend noch einiges zu erledigen, zumal ja auch die Todesart noch immer nicht endgültig feststand.Ein weiterer Punkt auf der To-do-Liste.SPEICHERN.Wollte sie bei dem ursprünglich ins Auge gefassten Freitod durch Gift bleiben, dann fehlte ihr zum jetzigen Zeitpunkt dazu noch eine nicht ganz unwichtige Zutat - das Gift.Doch das sollte kein Hinderungsgrund sein.Waren alle Hinterlassenschaften sorgfältig bearbeitet, dann konnte es zur Not auch die zu Anfang verworfene Hundspetersilie oder eine ihrer Kräutergarten-Kollegen sein.Zum Selbstanbauen war es jetzt allerdings zu spät.Deshalb bot sich vielleicht eher an, auf einen besonders ausgefallenen Stoff, an den sie zunächst gedacht hatte, zu verzichten, und sich für die so gerne genommenen Schlaftabletten zu entscheiden.Die jedoch waren auch nicht im Supermarkt zu bekommen.UNTERSTREICHEN.Man konnte allerdings auch ganz auf das Gift verzichten und eine der zahlreichen anderen Todesarten wählen, die vermutlich zum Teil einfacher anzuwenden waren.Sich vor den Zug werfen.Ins Wasser gehen.Sich aus dem Fenster stürzen.Plastiktüte.Oder so.Marie fühlte sich plötzlich wie am doch inzwischen weit zurückliegenden Anfang ihrer Selbstmord-Odyssee [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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