[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Alle wurden in einen Topf geworfen: die Erpresser und die Erpressten, die großen Nazis wie die kleinen Fische, die Aktivisten wie die Mitläufer.Im Laufe der Vernehmungen merkten die Besatzungsoffiziere natürlich, daß es zwischen den formal gleichermaßen Belasteten beträchtliche Unterschiede gab und daß ein Berufsverbot für die in die Partei Gepressten zumindest problematisch war – aber Amerika kennt kein Berufsbeamtentum, deshalb begriffen die Säuberungsoffiziere die Verzweiflung vieler nicht.Wenn in den Staaten einer gefeuert wird, ist das keine besondere Tragödie, der Entlassene sucht sich eben den nächsten Job.Der Saal der Spruchkammer war überfüllt, meistens von Zuschauern, die Erfahrungen für ihren eigenen Auftritt als Beschuldigte sammelten.Dank Captain Stone, der – taktvoll, wie er war – in Zivil erschien, erhielten wir Plätze auf der dem Zuhörerraum vorgelagerten Pressebank.Die erste Verhandlung hatte sich in die Länge gezogen.Wir interessierten uns für die dritte, gerieten jetzt aber in die zweite öffentliche Anklage gegen den Parteigenossen, Reichsbahnoberinspektor und Blockwart Breuer, den Beamten ohne Makel, der einunddreißig Jahre lang seiner Behörde redlich gedient hatte, im vierundzwanzigsten aber von seinem – inzwischen verstorbenen – Chef mit Nachdruck als letzter zum Parteieintritt gezwungen worden war.»Ich habe gezögert«, sagte Breuer.»Ich hab' mich sogar ein paar Tage krank gemeldet, zum ersten Mal übrigens, aber das war kein Ausweg.Ich wußte damals schon, daß ich es nicht hätte tun dürfen.Aber ich war Staatsbeamter, und die NSDAP war Staatspartei.Alle anderen Kollegen hatten schon Jahre früher daraus die Konsequenz ziehen müssen.«»Also Sie betrachten es als einen Fehltritt?« erwiderte der Vorsitzende, der die Prozedur abkürzen wollte.»Als eine Fehlentscheidung«, korrigierte ihn der Betroffene.»Ich muß auch noch sagen: Eine ganze Woche lang habe ich es vor meiner Familie verheimlicht, so habe ich mich geschämt.«Es klang echt, selbst wenn man den Mann nicht persönlich gekannt hatte.Zeugen bestätigten, daß sich Breuers Tätigkeit als Blockwart wirklich nur auf das Einsammeln von Beiträgen beschränkt hatte und daß sie von diesem »Hoheitsträger« niemals in ein politisches Gespräch gezogen worden waren.Besonders entlastend aber wirkte der Persilschein meiner Tante Marie-Luise, was im Spruch dann ausdrücklich erwähnt wurde.Der Oberinspektor, natürlich aus dem Dienst entlassen, schrieb zur Zeit Adressen für eine karitative Gesellschaft, für 2 Pfennig je Umschlag.Einen Moment lang überlegte ich, wie viele Adressen er für eine Buße von 500 Reichsmark mit zwei Fingern auf der Schreibmaschine tippen mußte.Breuer nahm den Spruch, als Mitläufer eingestuft zu sein, sofort an und bedankte sich noch bei dem Vorsitzenden.Selbstvorwürfe über seine Nachgiebigkeit hatte er sich nicht erspart, aber jetzt war der Weg zur Wiedereinstellung in den Bahndienst frei geworden.Mit den Betroffenen litten ihre Familienangehörigen in zwangsläufiger Sippenhaftung.Das ›Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus‹ sollte Abhilfe schaffen und bot die Möglichkeit, die verschiedenen Schattierungen von Schuld und Verstrickung individuell zu bewerten.Aber Freiwilligkeit und Zwang waren zu einem dicken Gestrüpp verfilzt.Man untersuchte Gesinnung, statt Verbrechen zu verfolgen.Gesinnung aber, selbst eine politisch falsche, ist kein Delikt.In der Theorie klang die Einstufung in fünf Gruppen – Hauptschuldige, Aktivisten, Minderbelastete, Mitläufer und Entlastete – ganz vernünftig, in der Praxis goß sie Öl ins Feuer.Papierrummel als Schuldbewältigung.Die gleichen Parteien, die das Säuberungsgesetz einstimmig unterschrieben hatten, begannen es zu sabotieren; die Gewinnung von Anhängern war ihnen wichtiger als die Überführung Schuldiger.Auch in den einst von den Deutschen besetzten Ländern gab es nach 1945 ähnliche Probleme mit den Kollaborateuren.In Frankreich hatte der Heldensabbat zu einer langen, furchtbaren Bartholomäusnacht geführt, die Tausende Unschuldiger mit ins Verderben riß.Nur in Norwegen gelang es, bei der Verfolgung alter Verbrechen neue zu vermeiden.In dem skandinavischen Land wurden nur Menschen angeklagt, die sich nach geltendem Strafrecht schuldig gemacht hatten.Dazu freilich brauchte man moralisch wie fachlich einwandfreie Richter.Die Justiz aber war der Hilfsbüttel des Dritten Reiches gewesen und hatte blutige Hände.Der Vorsitzende von Mainbachs Sondergericht zog die Konsequenz daraus: Er ging in den Tod [ Pobierz całość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • listy-do-eda.opx.pl