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.In der Gasse blieb es nicht lange ruhig.Als ich an einem Stand versonnen lächelnd eine wunderbare Sammlung von Kristallkugeln betrachtete, traten fünf junge Frauen aus dem benachbarten Stand, der bronzene Drachen im Angebot hatte, um wenige Meter von mir entfernt stehen zu bleiben.Sie waren etwa Anfang zwanzig und trugen Gewänder, die, wie mir ein Händler bestätigt hatte, der Standarduniform von mittelalterlichen Bauernmädchen entsprachen: Spitzenmieder, bäuerliche Blusen und fließende Röcke.Nur ihre Kopfbedeckung, Blumenkränze mit sich über den Rücken kringelnden Bändern, hob sie von der durchschnittlichen Bäuerin ab.Das kleinste Mitglied der Gruppe, ein hübsches junges Mädchen mit haselnussbraunen Augen und langen braunen Haaren, stellte einen leeren Korb vor sich auf die Erde und richtete sich wieder auf.Sie summte eine Melodie, und die anderen stimmten ein, um gemeinsam ein Madrigal zu singen.Verzaubert lauschte ich, wie sich ihre lieblichen, reinen Stimmen zu einem komplizierten Gesang verwoben.Als er verklang, trat ich als Erste vor, um ein paar Münzen in den Korb zu werfen.Ich war nicht die Einzige, die ihren Darbietungen lauschte.Als ich mich von dem Korb abwandte, nahm ich aus dem Augenwinkel eine flüchtige Bewegung wahr.In der schattigen Lücke zwischen zwei Ständen erblickte ich Edmond Deland, der verstohlen in Richtung der Mädchen spähte.Ich tat, als hätte ich ihn nicht bemerkt, doch als ich zu meinem Platz bei den Kristallkugeln zurückkehrte, stellte ich mich so hin, dass ich ihn aus dem Augenwinkel weiterhin beobachten konnte.Der mürrische junge Handwerker verharrte in der Lücke zwischen den Ständen, als wollte er nicht gesehen werden, und starrte unverwandt auf die kleinste der Sängerinnen.Als sie mit einer Soloeinleitung ein weiteres Madrigal anstimmte, hob und senkte sich seine Brust und sein Ausdruck wurde weich, als dränge ihre Stimme mitten in sein Herz.Man brauchte nicht viel Fantasie, um zu erraten, welche Gefühle er für das junge Mädchen hegte.Der entfernte Klang von Trompeten riss Edmond aus seinen süßen Empfindungen, und sofort nahm er wieder eine mürrische Miene an.Das Mädchen hingegen strahlte wie ein Weihnachtsbaum und schaute begierig in Richtung Broad Street.Die anderen Madrigalsängerinnen tauschten wissende Blicke aus, ehe eine den Korb aufhob und alle gemeinsam singend auf den Hauptboulevard zustrebten.Eine Gruppe musikverständiger Zuhörer folgte ihnen, während Edmond mit wütendem Ausdruck auf dem Absatz kehrtmachte und hinter den Buden verschwand.»Was passiert jetzt?«, fragte ich die Verkäuferin der Kristallkugeln.»Es ist ein Uhr«, antwortete sie.»Der König ziehet feierlich ein.«»Wo, ähm, ziehet er denn ein?«, fragte ich.Sie lächelte.»Wenn Ihr rasch zur Broad Street geht, Mylady, werdet Ihr dem Festzug beiwohnen können.«»Danke.« Ich war mir wohl bewusst, dass ich mich nicht nach Hause zu trauen brauchte, wenn ich Will und Rob hoch zu Ross inmitten der königlichen Parade verpassen sollte.Dennoch konnte ich mir eine weitere Frage nicht verkneifen: »Wissen Sie zufälligerweise den Namen der kleinen Sängerin, die den Madrigalchor anführt?«»Mirabel«, erwiderte sie.»Little Mirabel.Sie hat eine engelsgleiche Stimme, nicht wahr?«»Ja, das hat sie.« Ich beeilte mich, die Sängerinnen einzuholen.Sie waren an der Ecke Broad Street stehen geblieben, und ich drängte mich durch die Menschenmenge zu ihnen.Die älteren Mädchen hatten sich schützend im Halbkreis hinter Mirabel aufgestellt und betrachteten sie mit nachsichtiger Belustigung, als sie auf Zehenspitzen den Hals reckte, um nichts von dem sich nähernden Festzug zu verpassen.Ich musterte sie mit unverhohlener Neugierde.Sie wirkte auf mich wie ein berauschter Groupie, der auf einen Rockstar wartet.War sie so begierig, die festliche Parade mitzuerleben, fragte ich mich, oder ging es ihr um den König? War die kleine Mirabel womöglich, aus mir unverständlichen Gründen, in den König verliebt?Es fiel mir schwer, König Wilfred als einen Don Juan zu sehen, aber Jinks hatte mir erzählt, dass sich die Persönlichkeit mancher Menschen veränderte, sobald sie eine Rolle bei einem Mittelalterfest spielten.Als König Wilfred war Calvin womöglich einem Flirt mit einer bescheidenen, ihn anbetenden Maid nicht abgeneigt.Vielleicht war er sogar versucht, seine umfangreichen Rechte als Feudalherr auszuüben.Soweit ich wusste, hatte König Wilfred keine Königin, und so hinderte ihn nichts daran, bei jedem hübschen Mädchen, das seinen Weg kreuzte, einen königlichen Annäherungsversuch zu machen.Oder gab es doch eine?Obwohl es in der Sonne warm war, kroch mir ein Schauder über den Rücken.Edmonds wütende Miene blitzte vor meinem geistigen Auge auf, gefolgt von dem Bild der Handsäge, die aus der Schubkarre herausragte.»Königsmörder«, flüsterte ich.8ALS ICH DARAN dachte, wie leicht die Brüstung nachgegeben hatte und dass Calvin Malvern um ein Haar das Gleichgewicht und damit auch sein Leben verloren hätte, schien sich ein Schatten vor die Sonne zu legen.Zweifelsohne hatte Edmond Deland sowohl das Werkzeug als auch das Geschick, um einen solchen Unfall zu inszenieren.Wenn Mirabel seine Liebe verschmähte und ihre Gunst stattdessen dem König gewährte, hätte er auch ein Motiv.Jetzt mal halblang, sagte ich im Geiste zu mir.Du musst dich nicht selbst überflügeln, Lori.Noch weißt du überhaupt nichts.Ein ohrenbetäubendes Trompetenschmettern unterbrach meine unbehaglichen Gedanken [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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