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.Ein hoch gewachsener junger Mann stand im Gang neben der Westtür.Er trug Jeans und einen blauen Pullover, und sein blondes Haar war frisch geschnitten und mit Gel in Form gebracht.»Oh, du bist es, Scott.«»Ja, Gott sei Dank bin ich es, wie? Zum Glück bin ich nicht der verfickte Bischof.Der würde Ihnen die Kutte runterreißen und Ihr Halsband dem Hund zurückgeben, noch ehe Sie ein Ave-Maria brabbeln können.«»Ave Maria«, sagte Alton.»Genau.«Alton beobachtete, wie Scott Oxley durch den schmalen Gang auf ihn zukam, dabei seine Hand schwer auf jede Bankreihe fallen ließ und über die geschnitzten Enden strich.»Wolltest du was von mir, Scott?«»Nein.«Scott sah sich lächelnd in der Kirche um und ließ ihn zappeln.»Haben Sie heute schon was von Neil gehört, Herr Pfarrer?«, fragte er schließlich.»Nein, habe ich nicht.Dabei wollte er mir heute bei der Arbeit auf dem Friedhof helfen.«»Der gute alte Neil.«Scott trat an die Kanzel aus Eiche und strich das Tuch glatt, das darüber gebreitet war.Alton wäre es lieber gewesen, er hätte nichts angerührt, beherrschte sich aber.»Ich habe Philip angerufen, und er hat bei Neil vorbeigeschaut, aber der war nicht zu Hause.Weißt du, wo Neil ist, Scott?«»Keine Ahnung.«Scott ging den Kirchengang zurück.Wieder ließ er dabei seine Hand schwer auf jede Bankreihe fallen.Alton hörte, wie er in die Vorhalle trat.Er konnte erst sicher sein, dass der junge Mann gegangen war, wenn die massive Eichentür mit einem ohrenbetäubend lauten Knall ins Schloss gefallen war.Ein dumpfer Schlag erschütterte die Kirche, als Scott Oxley die Tür zuknallte.Staub wirbelte von den Fenstersimsen auf.Aber das Glasbild des heiligen St.Asaph hielt stand.Es war noch nicht so weit.Noch nicht.5Sarah Renshaw sah aus, als hätte sie sich an diesem Morgen nicht gekämmt.Ihre Dauerwelle war schon einige Wochen alt, und die Löckchen standen, wie bei einer aufgeplatzten Matratze, in alle Richtungen ab.Ihr karierter Rock war voller Hundehaare, und an den Rändern ihrer Schuhsohlen klebte getrockneter Schlamm.Zudem glänzten ihre Augen, und ihr Gesicht war von einer unnatürlichen Röte überzogen.Bei einer jüngeren Frau hätte Diane Fry Alkohol oder anderen Drogenmissbrauch vermutet.Aber bei einer Frau in Mrs Renshaws Alter galt ihr erster Gedanke dem Klimakterium.Hitzewallungen und irrationales Benehmen waren die Spezialitäten dieser Jahre.Fry zuckte innerlich zusammen, wie immer, wenn ihr in einem jener seltenen Momente die eigene Zukunft ihre unfreundliche Fratze entgegenstreckte und sie spöttisch ansah.Gavin Murfin hatte auf der Treppe fortwährend auf die Renshaws eingeredet, während er sie nach oben begleitete.Und die gesamte Länge des Korridors über hatte Fry ihn seine Witze darüber machen hören, wie schwierig es heutzutage sei, gute Kriminalbeamte zu bekommen.Beim Näherkommen hörte sie Murfin sagen, dass er nach zwölf Jahren Dienst bei der Kripo als Belohnung wieder Streife schieben dürfe, weil man maximal zwölf Jahre als Detective Constable arbeiten könne.»Natürlich heißt man heutzutage nicht mehr Streifenpolizist«, fügte er hinzu.»Heute heißt man ›Kontaktbereichsbeamter‹.Kommt wahrscheinlich daher, weil alle stöhnen: ›Mann, bitte, keinen Kontakt mit dem.‹«Murfin hatte die Renshaws in das Büro geschoben und über ihre Köpfe hinweg eine Grimasse in Richtung Fry geschnitten.Sie begriff, weshalb er das Schweigen mit so vielen Worten gefüllt hatte.Alles nur, damit die Renshaws ihm kein Gespräch aufdrängen konnten.Sarah und Howard Renshaw konnten es kaum erwarten, endlich über ihre Tochter zu sprechen.Es war surreal, dass sie in der Gegenwartsform von ihr sprachen, was mit Frys Meinung zu dem Fall kollidierte, die zusehends deutlichere Formen annahm.»Emma hatte uns am Tag zuvor angerufen, um uns zu sagen, dass sie Donnerstagnachmittag heimkommen würde«, erzählte Mrs Renshaw.»Man kann sich immer darauf verlassen, dass sie anruft.«»Ja.«»Aber dann ist sie nicht gekommen.Wir dachten, sie hat es sich anders überlegt oder in Birmingham ist etwas dazwischengekommen.Auf ihrem Handy konnten wir sie aber nicht erreichen, weil es ausgeschaltet war.Deshalb haben wir in dem Haus angerufen, in dem sie während des Semesters wohnt, und ihre Mitbewohnerin hat uns gesagt, dass sie über Ostern nach Hause gefahren sei.Aber sie ist nicht nach Hause gefahren.Sie ist nie angekommen.«»Nein.«»Also riefen wir bei der Polizei in Birmingham an, aber die zeigten keinerlei Interesse«, sagte Mrs Renshaw.»Es war die Polizeidienststelle in Smethwick«, erklärte ihr Mann.Howard Renshaw war groß und gut gepolstert wie ein Geschäftsmann, der oft üppige Mahlzeiten aß.Doch für einen Geschäftsmann trug er die Haare zu lang.Wenigstens versuchte er nicht, die kahle Stelle auf seinem Hinterkopf zu verbergen, indem er die Haare darüber kämmte.Er wirkte auf jeden Fall gepflegter als seine Frau, als achtete er mehr auf sein Äußeres.Aber den Auftritt überließ er Sarah, denn er hatte seinen Stuhl ein Stück hinter den ihren geschoben.»Auf jeden Fall hatten sie kein Interesse«, fuhr Sarah unbeirrt fort.»Sie sagten, Emma ist erwachsen und kann tun und lassen, was sie will.Bis wir keinen Beweis für ein Verbrechen hätten, könnten sie nichts unternehmen.«»Ganz so stimmt das nicht, denke ich«, warf Fry ein.»Ihre Tochter war noch keine einundzwanzig, und unter diesen Umständen werden immer Nachforschungen angestellt.«Mrs Renshaw schüttelte kurz den Kopf, als belästigte sie eine kleine Fliege.»Also fuhren wir selbst zu diesem Haus in Bearwood, in der Darlaston Road Nummer 360B.Wir mussten den Hauswirt bitten, uns Emmas Zimmer zu öffnen, weil jeder Mieter seinen eigenen Schlüssel hat.Eine von Emmas Taschen fehlte.Sie muss auch ein paar Kleidungsstücke eingepackt haben.«»Was war mit ihren persönlichen Gegenständen? Geldbörse? Autoschlüssel?«»Sie besitzt ein paar Umhängetaschen und mehrere dieser kleinen Rucksäcke, deshalb war es schwer, zu sagen, welche Tasche sie mitbringen würde.Aber ihre Geldbörse war nicht da, auch keine Kreditkarten oder ihre Schlüssel.«»Sie hat einen Wagen, wollte ihn aber nicht in die West Midlands mitnehmen«, erklärte Howard.»Der Wagen steht noch in unserer Garage.Ein Audi.«»Er ist erst zwei Jahre alt«, fügte Sarah hinzu.»Aber wenn sie ihr Portemonnaie, Geld, ihre Kreditkarten -«»Ja, das wissen wir.Die Polizei sagte, sie kann sonstwohin gefahren sein, wenn sie Geld bei sich hat.«»Ich fürchte, solche Dinge passieren immer wieder, Mrs Renshaw.In einer Stadt voller Studenten hat die Polizei jedes Jahr mit vielen ähnlichen Fällen zu tun.«»Emma studiert an der Hochschule für Kunst und Design in Birmingham«, belehrte sie Sarah, als unterschiede sie dieser Umstand von allen anderen Studenten.»Sie will ihren Bachelor-Abschluss in bildender Kunst machen.Ihr Interesse gilt vor allem der Kombination Marketing und Design.Letztes Jahr hätte sie einen Platz bekommen, aber den konnte sie natürlich nicht antreten.Es wird schwer für sie werden, das alles aufzuholen.«»Emma ist ungemein begabt, wissen Sie«, sagte Howard.»Sie müssen sich ihre Arbeiten mal anschauen.Wir haben alles Mögliche von ihr zu Hause.Ein paar Sachen haben wir aus ihrem Zimmer in Bearwood mitgebracht – die Projekte, an denen sie während des Semesters arbeitete.«»Ihr wäre es bestimmt nicht recht, wenn sie verloren gehen«, sagte Sarah.»Manches ist noch nicht fertig
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