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.Ich sagte, wir sind doch eine Familie.Ich sagte, ich verlasse mich auf ihn.Er sagte, er werde tun, was er kann.[Menü]Keine ManierenIch habe sie kaum wiedererkannt.Sie war immer noch mickrig.Aber sie hatte ein schönes, schwarzweiß gepunktetes Kleid an.Ein Kleid, das Frauen wie sie normalerweise nicht tragen.Eher Frauen wie ich.Sie hatte eine Wollmütze auf von der Art, wie sie alte Frauen aufsetzen, wenn sie an einer Bushaltestelle frieren.Sulfia zog sie aus, und ihre Haare fielen ihr auf die Schultern, lang, schwarz, gerade, waren sie jetzt etwa dichter geworden?»Ich grüße dich, Mama«, sagte Sulfia.Mein Schwiegersohn stand hinter ihr und hatte einen Strauß tiefgefrorener Nelken in der Hand, den er wahrscheinlich gerade in einer Unterführung gekauft hatte.Er lächelte stolz.Es war nicht einfach gewesen, und wir hatten gemeinsam Widerstände überwinden müssen, indem wir von zwei Seiten auf Sulfia eingewirkt hatten.Er hatte offenbar viel Einfluss auf meine Tochter.Ich glaube, es schmeichelte Sergej, einen wunderschönen Schwan wie mich zur Schwiegermutter zu haben, wo er doch so ein hässliches Entlein geheiratet hatte.Das Wichtigste aber war Aminat.Ich musste mich sehr beherrschen, um sie nicht sofort in meine Arme zu reißen und ihr wunderschönes kleines Gesicht zu küssen.»Tretet ein, meine Lieben«, sagte ich herzlich und nahm meinem Schwiegersohn den Blumenstrauß aus der Hand.»Nicht so schüchtern«, sagte ich, es sollte sich an Sulfia richten, die wie versteinert dastand.Aminat schälte sich in einer Bewegung aus ihrer Mütze und dem weißen Pelzmäntelchen, ließ beides auf den Boden fallen, umfasste mich mit beiden Armen und drückte ihr Gesicht gegen meinen Bauch.Ich legte meine Hand vorsichtig auf ihren Kopf.Ich ließ mir nicht anmerken, wie glücklich dieser Tag für mich war.Wir hatten in einem unserer Zimmer einen großen Tisch gedeckt.Wir wollten bei so einem Anlass nicht einfach in der Küche essen.Es war das Zimmer, in dem Sulfia aufgewachsen war, als Kind, als junges Mädchen.Später war es ihr gemeinsames Zimmer mit Aminat, dann für einige Zeit Aminats Kinderzimmer.Seit ich Aminat verloren hatte, stand das Zimmer leer.Die Möbel waren zwar noch drin, kalt und ungenutzt, aber es gelang mir nicht, dem Zimmer Leben einzuhauchen, auch wenn ich ein paar neue Kinderbücher und eine Puppe gekauft hatte.Ich hatte sie wieder weggeräumt, sie lagen eingepackt in den Tiefen meines Kleiderschranks und warteten auf ihre Zeit.Das leere Zimmer nutzte ich derweil als Abstellraum für meinen Teepilz, der so gut gedieh, dass er inzwischen immer mehr Platz beanspruchte.Erst hatte ich ihn in einem Fünfliterglas gehalten, wo er aussah wie ein Dutzend zusammengeklebte Pfannkuchen in trüber Flüssigkeit.Aber er wuchs immer weiter, und der Trunk, den er produzierte, schmeckte immer herber, irgendwann viel zu stark.Ich trennte die einzelnen Schichten und ließ sie in neue Gläser umziehen, wo sie weiterwucherten.Die Gläser stellte ich auf der breiten Fensterbank in Aminats früherem Zimmer ab.So war mir wohler, denn manchmal fürchtete ich, Klavdia würde heimlich irgendwelche Abfälle in den Teepilz kippen, wenn er weiter unbeaufsichtigt in der Küche stand.Es war nicht einfach, so viele leere Gläser zu bekommen.Überhaupt waren Einmachgläser ein wertvolles Gut, ich sammelte sie überall, fragte auch meine Kolleginnen danach, ich ging auf die Suche nach passenden Deckeln und warf nie etwas weg.Jetzt hatten wir unseren großen Tisch in die Mitte des Zimmers geschoben.Ich war die beste Gastgeberin, die man sich vorstellen konnte.Ich hatte eine Tischdecke aus gestärktem weißen Leinen ausgebreitet und mit einem Strauß prächtiger roter Rosen geschmückt.Diese Rosen hatte ich von den Eltern eines Mädchen geschenkt bekommen, das gerade dabei war, wegen ständigen Schwänzens von der Berufsschule zu fliegen.Die Eltern hatten mich mit der Leiterin der Berufsschule verwechselt, weil ich eben wie eine auftrat.Als sie gemerkt hatten, dass sie den Blumenstrauß falsch verschenkt hatten, war es schon zu spät, und sie waren zu anständig, um ihn sich wieder zurückzuholen.Die eingefrorenen Nelken, die mein Schwiegersohn mitbrachte, ließ ich in der Küche zurück: Der Vergleich wäre ihm sicher peinlich gewesen.Ich hatte unser schönstes Geschirr rausgeholt, ich hatte Gläser für Wein und Wasser, ich hatte eine Schulpa gekocht, eine feine Rindfleischbrühe mit Fleischstücken im Tontopf, als Hauptgericht folgte Pilaw aus Reis, Hammelfleisch und Rosinen.Wir setzten uns an den Tisch.Wenn Aminat nicht die ganze Zeit dazwischengeplappert hätte, wäre es beim Essen still gewesen, und ich hätte eine Unterhaltung anregen müssen.Eigentlich wäre es die Aufgabe meines Mannes gewesen, aber er hatte es noch nie gut gekonnt, er aß gern in Ruhe.Nun stopfte sich Aminat den Mund voll und redete für fünf.Sie stellte Fragen und beantwortete sie selber.Sie hatte keine Manieren.Alles, was ich ihr einmal beigebracht hatte, hatte sie völlig vergessen.»Mein Kind«, erinnerte ich sie unendlich liebevoll, »wir sprechen hier nicht mit vollem Mund.« Sie hielt in ihrem Redefluss inne und sah mich an, offenbar nicht wissend, was ich meinte.Tischmanieren waren bei Sulfia anscheinend kein Thema gewesen.Einem Kind die Erziehung zu verweigern grenzte in meinen Augen an Misshandlung.»Warum nicht?« fragte Aminat und gewährte einen Ausblick auf halb zerkautes Fleisch in ihrem kleinen süßen Mund.»Es sieht einfach widerlich aus, meine Liebe.Und du bist schön, du sollst nicht widerlich aussehen.«Aminat plapperte weiter und unterband jeden zaghaften Versuch der Erwachsenen, miteinander ins Gespräch zu kommen.Wieder sagte Sulfia nichts, und wieder tat ich das Notwendige.»Liebling, sei einen Augenblick ruhig.Die Erwachsenen unterhalten sich gerade.«»Wer? Keiner sagt doch was.« Aminat drehte ihren Kopf unbekümmert von einem schweigenden Gesicht zum nächsten.»Das kommt, weil du alle immer unterbrichst.Brave Kinder machen so was nicht.«Jetzt verstummte sie und schmollte.Aber mich störte das nicht [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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