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.Begemann hatte folglich eine Schwäche für Menschen, die nicht ganz bei Trost waren.Als der Mann mit dem Vogelkäfig noch dreihundert Meter entfernt war, trat Begemann auf die Bremse und brachte den Vierzigtonner neben ihm zum Stehen.Er ließ die Scheibe auf der Beifahrerseite herunter.»Wohin soll’s denn gehen?«Die Antwort ließ eine Weile auf sich warten.»Nach Wiesbaden.«»Bis Erbenheim kannste mitfahren.«Begemann hörte es rumpeln, dann schwang die Tür auf und der Vogelkäfig wurde auf den Sitz gehoben.Der Besitzer kletterte hinterher und schloss ächzend die Tür der Fahrerkabine.Dann bedankte er sich verlegen.Als Begemann in den Rückspiegel sah, entdeckte er mit einigem Abstand einen Streifenwagen der Polizei hinter sich.Begemann überlegte fieberhaft, ob er sich etwas zuschulden hatte kommen lassen, stieß aber nur auf ein reines Gewissen.Er fuhr los, fädelte sich in den Verkehr ein.»Anschnallen nich verjessen.«Sein Fahrgast griff zum Sicherheitsgurt.»Man lebt jefährlich uff Deutschlands Straßen«, kommentierte Begemann.Sie fuhren schweigend eine Weile.Aus dem Käfig drang das gedämpfte Klingeln eines Glöckchens.»Wat is denn da drin?«, sagte Begemann, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.»Willi.Der Willi ist da drin.«Der Mann nahm die Decke vom Käfig.Innen saß ein grün-gelber Wellensittich und pickte verängstigt unter seinen Flügeln herum.»Haste sonst keen Jepäck?«Der Anhalter hauchte gegen das Seitenfenster, malte einen Smiley und sagte: »Meinen Koffer hat der Gefängnisdirektor.«*Die beiden Streifenbeamten, die mit nunmehr zwei Autos Abstand dem Lkw folgten, der Rosen aufgegabelt hatte, waren in gleichgültiges Schweigen verfallen.So wie es Menschen tun, die außer einem gemeinsamen Auftrag nichts haben, was sie verbindet.Der Mann auf dem Beifahrersitz hatte den Ellbogen aufgestützt und massierte alle paar Sekunden seine Schläfen.Dabei ächzte er leise.Der Fahrer trommelte mit den Fingern im Gleichtakt gegen das Lenkrad und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.Sein Mund fühlte sich trocken an von der Heizungsluft.Das Motorengeräusch machte ihn schläfrig.Sein Kollege und er waren seit halb drei Uhr morgens auf den Beinen.Während er einen Blick auf die Uhr riskierte, dachte er daran, dass seine Frau jetzt wohl gerade die Kinder für die Schule fertig machte.Keine drei Minuten, nachdem der Lkw Rosen mitgenommen hatte, leuchteten die Bremslichter auf, dann der Warnblinker.Vielleicht ein Stau? Was vor dem Lkw lag, war nicht zu erkennen.Der Anhänger scherte unerwartet nach rechts aus und kam mit einem Ruck auf dem Standstreifen zum Stehen.Die beiden Pkws hinter ihm zogen vorbei, der Fahrer des Streifenwagens stieg in die Eisen.Rosens Koffer rutschte vom Rücksitz und verkeilte sich polternd hinter der Rückenlehne.Der Streifenwagen verließ ebenfalls die Fahrspur und reihte sich hinter dem Lkw ein.Die beiden Insassen warfen sich einen fragenden Blick zu.Das Adagio, das der Fahrer gegen das Lenkrad trommelte, steigerte sich zum Allegro.Der Wind trieb Qualmwolken aus dem Auspuff nach vorne.Im Schein der Bremslichter und der Warnblinkanlage waberten sie rot und gelb und versperrten den Polizisten die Sicht.Die Umrisse von Rosens Gestalt lösten sich aus dem Dunst.Der Polizist auf der Beifahrerseite strich mit der linken Hand über den Verschluss seines Pistolenhalfters.Mit unergründlicher Miene blickte Rosen zum Einsatzwagen herüber, den Vogelkäfig im Arm wie ein Baby.Eine Weile stand er reglos da und starrte auf das Auto und seine Insassen.Aufheulend setzte sich der Lkw in Bewegung und tauchte hinter Rosens massiger Gestalt in den Strom der Pendler auf der A 66 ein.Der Beifahrer räusperte sich.»Und jetzt?«»Abwarten«, erwiderte sein Kollege.Rosen setzte sich in Bewegung, marschierte auf den Wagen zu und klopfte an die Scheibe.Der Beifahrer ließ widerwillig die Scheibe herunter.»Können Sie mich ein Stück mitnehmen?«»Haben Sie schon mal’n Taxi mit Blaulicht gesehen?«»Ich dachte nur.Wenn Sie mir doch sowieso die ganze Zeit hinterherfahren.«»Das ist unser Job, Herr Rosen: Sie nicht aus den Augen zu lassen.Damit Sie keine Dummheiten machen.«»Auf Ihrem Rücksitz stelle ich bestimmt nichts an.«»Trollen Sie sich, Mann.Die hessische Polizei ist kein Taxiunternehmen.Und ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie sich strafbar machen, wenn Sie die Autobahn nicht bei nächster Gelegenheit …«»Lass mal gut sein«, würgte der Fahrer die Drohung seines Kollegen ab.»Steigen Sie ein, Herr Rosen.Wo wollen Sie denn hin?«Rosen lächelte dankbar und öffnete die Tür zum Fond.Er zwängte sich auf den Rücksitz und schob den Koffer zur Seite.»Nach Wiesbaden«, sagte er.»In die Schönbergstraße.«Der Mann auf dem Beifahrersitz schüttelte den Kopf und stöhnte.*Die Polizeiakademie Hessen, die das ZPD beherbergte, war eine kasernenartige Ansammlung nüchterner Zweckbauten aus den Siebzigerjahren im Stadtteil Wiesbaden-Dotzheim.Die Büros des Zentralen Polizeipsychologischen Dienstes befanden sich in einem gelb angestrichenen lang gestreckten Bau nur ein paar Schritte von der Pförtnerloge am Haupteingang entfernt, der wegen seiner breiten Flure, der klar geschnittenen Grundrisse und der hohen Decken von innen weit freundlicher wirkte als von außen.Nora betrat das Gebäude wie jeden Morgen um kurz nach sieben Uhr durch den Haupteingang.Ihre Vorliebe für den frühen Arbeitsbeginn hatte sie aus ihrer Zeit bei der MK5 beibehalten.Der Empfang war bereits ab sieben Uhr morgens besetzt und der Pförtner wickelte gerade sein Frühstück aus.Als Nora mit einem Nicken an ihm vorbeieilen wollte, winkte er sie zu sich heran.»Frau Winter vom ZPD?« Der Mann mit dem Walrossschnurrbart und dem tadellos gebügelten Uniformhemd sah sie verschwörerisch an.»Sie haben Besuch.«»Um fünf Minuten nach sieben?«, fragte sie erstaunt.Der Pförtner deutete auf die Besucherstühle hinter einem angedeuteten Sichtschutz.Heinz Rosen hatte sich in einen der Freischwinger gequetscht und schaukelte vor und zurück.Den Vogelkäfig hatte er auf dem Schoß, neben ihm stand ein großer schwarzer Rollenkoffer.Ein paar Stühle weiter saßen zwei Streifenbeamte und beobachteten die Szenerie mit süffisanter Miene.Der Kleinere der beiden gähnte herzhaft.Als Rosen Nora entdeckte, versuchte er ein Lächeln, das aussah, als wäre ihm unlängst jemand auf die Zehen getreten.Nora stellte ihre Aktentasche ab.Was um Himmels willen wollte der Mann hier an ihrem Arbeitsplatz?»Guten Morgen, Herr Rosen.Wollen Sie etwa zu mir?«Rosen bot ihr die Hand zum Gruß.Sie war groß und klobig, jedoch angenehm warm.»Haben Sie Herrn Rosen hergebracht?«, wandte Nora sich an die Polizisten [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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