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.So intensiv stellte sie sich die skizzierten Bergzüge, die angedeuteten Flussläufe und das Kreuz vor, das angeblich eine Villa markierte, bis alles miteinander verschmolz und sie einnickte.Kein Traum überfiel sie, kein Laut ließ sie hochfahren.Erst die Sonnenstrahlen, die ihr grell ins Gesicht stachen, brachten sie dazu, die Augen aufzuschlagen.Ihre Glieder schmerzten von der unbequemen Haltung während des Schlafes, ein bitterer Geschmack von Sand war auf ihren Lippen.Die Ungewissheit, die in der Nacht so sehr an ihr genagt hatte, war mit der Dunkelheit keineswegs verschwunden.Im Gegenteil, Bernina empfand sie als noch bedrückender.Sie erfrischte sich mit etwas Wasser aus ihrem Trinkschlauch und spähte in die Weite.In beträchtlicher Entfernung Valencia und das flirrende Band des Meeres.Ansonsten war nichts zu sehen, kein Weg, keine befestigte Straße, kein Lebewesen.Die Stute fand ein paar Grashalme und rupfte mit ihren großen Zähnen daran herum.Bernina streckte sich und schwang sich in den Sattel.Zögernd ließ sie erneut ihren Blick kreisen.Auf einmal das Krächzen eines Vogels.Laut kam es Bernina vor, beinahe alarmierend.Sie entdeckte das Tier im grenzenlosen Nichts des Himmels.Eine Krähe.Wiederum ein durchdringendes Krächzen.Für einen Moment schien das Gefieder in einem bezwingenden Blau aufzuschimmern.Bernina beschattete ihre Augen mit der Hand.Die Krähe beschrieb einen Bogen und zog dann in nördlicher Richtung davon, plötzlich irgendwie zielstrebig.Eine ganze Weile folgte Berninas Blick dem Vogel, dann trieb sie das Pferd mit einem Druck ihrer Knie an.Die Einzelheiten der beiden Karten.Es fiel ihr wieder leichter, sich daran zu erinnern.Noch mehr Druck ihrer Knie, ihrer Oberschenkel, und die Stute wurde schneller, beweglicher.Ein letztes Mal hörte Bernina den Schrei der Krähe, ohne dass sie den Vogel noch hätte sehen können.Im Norden zeichneten sich die Ränder eines offenbar dichten Waldes ab, und Bernina gewann an Zuversicht.Sie musste sich allein auf ihr Gedächtnis verlassen, aber etwas in ihr bestärkte sie darin, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.Sie fühlte, wie ihr Herz schlug, wie das Blut in ihren Adern strömte.Sie hielt sich am Rand des Waldes, den Blick immer in die freien Ebenen gerichtet.Die Hufe trommelten einen beständigen Rhythmus.Es wurde wieder wärmer.Am Ende des Waldstücks stieß Bernina auf einen Pfad, dem sie folgte, weiterhin in grob nördlicher Richtung, und plötzlich am Horizont, im Schatten eines weiteren Waldstücks: ein einsames Gebäude.Sofort wurde sie noch wachsamer, angespannter.Tiefer duckte sie sich über den Kopf des Pferdes.So sehr es sie auch drängte, entschied sie sich doch für einen Umweg.Sie überwand eine von hohem Gras bewachsene Ebene und tauchte ein in den nächsten Wald.Schatten legten sich auf sie.Nur noch langsam ritt sie voran.Als sich die Bäume lichteten, band sie die Stute an einem Ast fest.Die Muskete in der Hand, schlich sie sich an den Waldrand.Verborgen zwischen einigen Büschen, ging sie in die Knie.So sahen sie also aus, diese wundersamen Bäume, von denen sie erstmals in Braquewehr gehört hatte.Die langen, schlanken Stämme, bekrönt von sattem Grün und ohne einen einzigen Ast.Berninas Blicke strichen um das Haus, von dem sie nur etwas mehr als 20 Meter entfernt war.Rotweiße Säulenreihen rahmten das ebenerdige Gebäude ein.Mit weißem Kies bedeckte Wege führten auf ein offenes, ebenfalls von Säulen flankiertes Portal zu, durch das man in den Innenhof gelangte – der allerdings war für Bernina nicht einsehbar.Über dem Portal, umrahmt von einem Viereck aus Fliesen, hatte man mit Farbe ein Symbol gezeichnet: die goldene Alvarado-Rose.Hinter dem Anwesen Stallungen, ein Fluss.Schilf an den Ufern, üppig wucherndes Gesträuch.Winzige rote Pünktchen, offenbar Beeren.Gleichzeitig behielt Bernina auch die nähere Umgebung im Auge.Unablässig war sie auf eine große Staubwolke gefasst, die sich aus der Ferne auf die Villa zubewegen konnte – die Armee der Unsichtbaren.Wenn sie hier etwas herausfinden wollte, durfte sie nicht allzu viel Zeit verlieren.Doch die gemalte Rose, die das Sonnenlicht funkelnd zurückwarf, überzeugte sie davon, dass es besser war, nach wie vor Vorsicht walten zu lassen.Aus der Landschaft schälte sich schon bald eine kleine Kalesche, die von vier Reitern eskortiert wurde.Jeder von ihnen trug einen jener roten Umhänge, die Bernina nur zu gut kannte.Doch sie gehörten nicht zu Norbys Truppe.Ihre schwarzen Haare und ihre sauberen Stiefel wiesen sie eindeutig als Einheimische aus.Vor dem Portal, umhüllt von aufwirbelndem Staub, wurde Halt gemacht.Ein eleganter Herr entstieg dem Gefährt und verschwand mit langen Schritten in den Innenhof.Juan Alvarado.Berninas Aufmerksamkeit galt den vier Begleitern.Besonders einem davon.Es war genau wie auf dem Ritt hierher – sie spürte ihren Herzschlag ganz deutlich, das Blut in ihren Adern.Die Kalesche und die Pferde wurden in den Stallungen gelassen, und der Kutscher und die Reiter gingen zurück zur Villa, wo sie ebenfalls im Innenhof aus Berninas Blickfeld entwichen.Sie zog sich etwas weiter zurück in die Sträucher, die ihre Wangen und Hände kratzten.Und jetzt?, fragte sie sich.Während ihres letzten Gesprächs mit Nils Norby hatte sie gewusst, was sie tun würde.Nun war sie sich alles andere als sicher.Und jetzt?Weiterhin der Zwiespalt: Die Zeit drängte, und zugleich war Bedachtsamkeit gefragt.Wann würden Norby und seine Männer hier sein? Gewiss, Bernina hatte ihnen gegenüber einen klaren Vorsprung, doch sie hatte auch viel Zeit eingebüßt.Als hätte der Himmel Mitleid mit ihr, schob er eine Decke aus grauen Wolken über den Wald und die Villa.Noch bevor die ersten Tropfen fielen, hatte sich eine düstere herbstliche Dunkelheit breitgemacht.Bernina glitt aus ihrem Versteck, näherte sich langsam und gebückt dem Anwesen.Doch schnell wurde klar, wie gut seine Bauweise es schützte.Der Regen fiel dichter, und Bernina ärgerte sich über ihre Dummheit, den Hut so gedankenlos weggeworfen zu haben.Sie durchwatete den Flusslauf.Das Wasser, das ihr bis zu den Knien reichte, brachte sie zum Erschauern.Nach wie vor gebückt, die schwere Muskete in den Händen, ließ sie die Stallungen hinter sich
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