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.Und da sah ich ihn mir gründlich an und fand, daß er trotz seiner blauen Nase doch wie ein ehrlicher Kerl aussah, und erzählte ihm, daß ich später mal Kriminaler werden wolle — wobei er die Nase krauste, als ob ihm das nicht besonders gefalle.— Nun wollte ich mich in meinem künftigen Beruf schon ein wenig üben, weil unser neuer Mieter mir ganz und gar nicht geheuer vorkäme.Daß ich den Brief ans Meldeamt aufgemacht hatte, davon sagte ich natürlich kein Wort, denn manchmal haben diese alten Knacker trotz ihrer Abneigung gegen die Polizei in solchen Sachen sehr empfindliche Ansichten.»So, so«, brummte er, »und da möchtest du dich also bei seinen vorigen Wirtsleuten über ihn erkundigen?«»Ja«, sagte ich, »genau das möchte ich.«»Ich trau dir noch immer nicht so richtig über den Weg, Bürschchen«, sagte er und sah mich richtig lauernd an, »denn du scheinst mir ein ganz verflucht durchtriebener Lümmel zu sein.Aber was du da gesagt hast, hört sich so an, als ob man es fast glauben könnte.Deshalb will ich dir auch etwas erzählen, worauf du als künftiger Kriminaler schon einen Reim finden wirst: Du bist heute nämlich nicht der einzige und erste, der nach eurem Teufel von Mieter fragt.Und nun denk mal an: Das Fräulein — oder ich muß schon sagen, die Dame, denn sie sah wirklich aus wie eine Dame und war auch eine, wofür ich einen guten Blick habe, Jungchen — also, die Dame, die sich nach der neuen Adresse von eurem möblierten Herrn erkundigt hat, erzählte mir fast die gleiche Geschichte wie du, nämlich daß euer neuer Zimmerherr in seiner alten Bleibe etwas sehr Wichtiges habe liegenlassen, das sie ihm unbedingt abgeben müsse.Na, was sagst du nun? Und von dorther, wo euer Mieter gewohnt hat, da kommen keine Damen nicht, sondern höchstens Fräuleins.Und ich weiß nicht einmal, ob das Wort Fräulein für den Popel, der dort wohnt, nicht noch zu fein ausgedrückt ist.«»Und Sie haben der Dame gesagt, wo er jetzt wohnt?« unterbrach ich ihn.»Wo denkst du hin, du Rotznase!« fuhr Nummer sechzehn mich an.»Den Vorschuß von zehn Mark für den richtigen Hinweis versaufe ich gerade.Aber ich glaube nicht, daß davon mein Gedächtnis besser wird, obwohl mir euer Teufel von Mieter nur eine lumpige Mark Trinkgeld gab und außerdem zu mir sackgrob war.Aber schließlich hat unsereins ja auch so was wie Standesehre und Berufsgeheimnis, verstehst du? Und weil er mir befohlen hat, die Schnauze zu halten, wenn mich jemand fragen sollte, wohin ich seine Klamotten gebracht habe, hab ich selbstverständlich auch die Schnauze gehalten.Allerdings hat er nicht gesagt, ich soll das Maul halten, wenn mich jemand fragt, woher er gekommen ist — und deshalb kann ich es dir ja auch ruhig verraten: Liliengasse zwölf.Und nun aber raus mit dir, du verdammter Lausebengel, man kommt ja bei deiner Fragerei überhaupt nicht mehr zum Schlucken!«»Schönen Dank auch«, sagte ich und machte, daß ich davonkam, denn allein der Alkoholdunst aus dem Mund von Nummer sechzehn hatte mich benebelt.Liliengasse zwölf also! Na, das kann man ja sagen, die feinste Gegend war es nicht gerade, aus der unser C.B.zu uns gekommen war.Und wenn ich auch erst sechzehn war — was dort für Lilien blühten, das war mir doch schon ziemlich klar.In der Dunkelheit hätte ich mich da nicht hingetraut.Aber es war schließlich heller Tag, und deshalb beschloß ich, den Gang auf jeden Fall noch heute zu riskieren.Schiefe Häuser neigten sich in der engen Gasse mit altersschwachen Giebeln gegeneinander, so daß es selbst am Tage hier niemals so richtig hell wurde.Das Haus Nummer zwölf stand an der Ecke zur Veilchengasse, in der genau das gleiche Gesindel wohnte und wo es nach allem, nur nicht nach Veilchen roch.Als ich die Haustür von Nummer zwölf aufmachte, schlug mir ein Dunst entgegen, als ob dort im Keller zentnerweise verfaulte Kartoffeln lägen und als ob Pilze zuhauf an den Wänden wüchsen.Das Haus hatte drei Stockwerke.Ich läutete auf gut Glück an der ersten Tür links unten und fragte, ob hier ein Herr Johnen gewohnt habe.»Nee«, sagte die Frau, die mir öffnete: bei ihr hätten noch nie Herren gewohnt, aber ich solle mal oben bei Spanner in der zweiten Etage klingeln, da hätte ein Mann gewohnt, aber der sei eben ausgezogen.»Hieß er Johnen?« fragte ich.Das wußte sie mir nicht zu sagen, und deshalb ging ich ins zweite Stockwerk hinauf und läutete, wo >Witwe Spanner< stand.An den meisten Türen stand >WitweWwe.Blauen AnkerBlauen Anker< kam, schien dort so eine Art Dienstmannsfest gefeiert zu werden [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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