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.Dann eilte sie in ihr eigenes Haus, stieß jedoch beim Öffnen der Türe gegen etwas Hartes.Es waren Kisten, die jemand im Flur neben dem Treppenabsatz gestapelt hatte – alle ihre Kisten, wie sie beim schnellen Durchzählen erkannte, bis auf die, die sie im Watt verloren hatten.Sie stieß einen Jubelschrei aus und rannte hinauf zu Linnea.Ihre Tochter war nicht ansprechbar.Im Reich der Fieberträume gefangen, wälzte sie sich hin und her, die Bettdecke zwischen die Beine geklemmt, das Gesicht hochrot.Eilends holte Amélie ein feuchtes Tuch für die Stirn.Sie setzte sich auf die Bettkante, flößte ihr etwas Wasser ein und streichelte ihr über das schweißnasse Haar.»Meine Kleine, halte durch, ich muss noch einmal weg, aber ich komme sogleich mit einer Medizin wieder!«Die Ratten kletterten an den mit Eisenbändern verstärkten Holzstäben des engen Menschenkäfigs entlang, der im Abteigefängnis über dem Boden hing.Die Nager jagten sich gegenseitig, stießen schrille Warnrufe aus und wuselten im Halbdunkeln über die wehrlos daliegende Gefangene.Kraftlos hob die eingesperrte und im eigenen Unrat zusammengekauerte Gestalt den Arm, um die biblischen Plagen zu verscheuchen und ließ ihn sogleich wieder fallen.Dadurch versetzte sie den Käfig in eine leichte, aber unangenehme Schwingung.Orientierungslos schaukelte ihr ausgezehrter und von Eitergeschwüren übersäter Körper hin und her.Marianne hielt ihre geschwollenen Augen geschlossen, um die zahllosen Schlangen unter dem Käfig nicht sehen zu müssen, von denen die Mönchswärter behaupteten, sie bilde sich diese nur ein.Aber sie waren da, das wusste sie, genauso wie die Ratten, die ihr die Essensration wegfraßen, noch ehe sie die Kraft fand, einen Bissen von dem halben Brotlaib oder dem Stück Käse zu nehmen.Eine Träne quoll ihr zwischen den entzündeten Lidern hervor, ihr Mund war trocken wie mit Sand ausgerieben.Um sie herum war Gemurmel, die Gefangenen in den umliegenden Zellen unterhielten sich durch die Gitterstäbe.Sie hörte die Stimme des Häftlings Dom Jean Suard, ein Geistlicher, der wegen Ungehorsams und Trunksucht einsaß, und die des alten Kaufmanns, der wie ein Besessener Falschgeld hergestellt hatte, dazwischen die hohe Stimme des jungen Mannes, der seine Nichte mit einem Schwert umgebracht haben sollte.In ihrem Kopf verhallten die Worte, sie schwebte, als treibe sie unter Wasser, sie besaß kein Gefühl mehr für die Zeit.Manchmal, an guten Tagen, konnte sie das sonnenbeschienene Haus am Hang vor sich sehen, die Kinder; Amélie, Célestine und Maurice, wie sie im Garten spielten und um die Wette Unkraut zupften, wie sie von der Küche aus zuschaute und auf ihren guten Eheherrn wartete, bis dieser seinen Schreibdienst in der Abtei beendet hatte.Hallende Schritte auf dem feuchten Steinboden.Kamen die Mönche mit dem Morgenmahl? Oder war es acht Uhr abends und damit Zeit, die Gefangenen einzuschließen, die tagsüber Freigang innerhalb der Abteimauern zugestanden bekommen hatten? Das Denken strengte sie an.»Ruhe! Der Abt höchstpersönlich!«, zischte Jean Suard, und sofort verstummte jedes Gespräch.»Der Mont-Saint-Michel, man nennt ihn auch die Bastille der Meere«, hörte Marianne die tiefe Stimme ihres Sohnes im Näherkommen dozieren, »ist ein ausbruchssicherer Inquisitionsort, und wer eine dieser Zellen einmal betreten hat, liegt bereits in seinem eigenen Grab.Lebend kommt hier kaum eine Menschenseele wieder heraus.«Maurice.Ihre Lippen formten seinen Namen.Hilf mir.Warum hast du mich hier eingesperrt? Deine eigene Mutter? Sie wollte sich bewegen, das rechte Bein zuckte unter ihrer Willensanstrengung, Knie und Knöchel streiften über das durchnässte Stroh, das kein Rascheln zuließ, mit dem sie hätte Aufmerksamkeit erregen können.Mit der Hand versuchte sie sich aufzustützen, wollte sich umdrehen, um ihrem Sohn, dem gnädigen Abt, ins Gesicht sehen zu können.Es gelang ihr nicht.Abgewendet blieb sie liegen.»Wer sind diese Menschen? Warum sind sie hier?«, wollte eine weibliche Person wissen, die sich offenbar in Begleitung ihres Sohnes befand.Diese Stimme … sie rührte ihr ans Herz.»Wir sind ein kleines Staatsgefängnis, und unser Ruf ist berühmt-berüchtigt.Aus der Pariser Bastille werden jene entmenschlichten Delinquenten zu uns geschickt, die als unverbesserlich gelten.Zurzeit haben wir hier dreizehn Gefangene männlichen Geschlechts, überwiegend zwischen vierzig und sechzig Jahre alt, der jüngste, ein Mörder, ist sechzehn, der älteste, ein Kaufmann, ist einundachtzig.Es gibt die Gefangenen des Exils und die des Schlosses, zwei Kategorien, die unterschiedlich behandelt werden
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