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.Die Worte, die folgten, konnte sie auswendig.Er hatte sie auf den Versammlungen immer wieder vorgetragen:»Und es ward zu ihnen gesagt, daß sie nicht beleidigten das Gras auf Erden, noch kein Grünes, noch keinen Baum.Sondern allein die Menschen, die nicht haben das Siegel Gottes an ihren Stirnen.«Gyer liebte die Offenbarung.Er las sie öfter als das Neue Testament, dessen Geschichten er auswendig konnte, dessen Sprache ihn jedoch nicht auf die Weise entflammte der magisch beschwörende Rhythmus der Offenbarung.Wenn er die Offenbarung verkündigte, hatte er teil an ihrer apokalyptischen Vision und geriet durch sie in ekstatische Hochstimmung.Seine Stimme nahm dann einen anderen Tonfall an; statt der Vermittler der Worte zu sein, war er ihr Medium.Hilflos in ihrer Gewalt, stieg er auf der Spirale einer immer ehrfurchtgebietenderen Bildersprache empor: von Engeln zu Drachen und von dort zur großen Babylon, der Mutter der Hurerei, sitzend auf einem rosinfarbenen Tier.Virginia versuchte, die Worte auszusperren.Normalerweise machte es ihr Freude, ihren Mann die Poesie der Offenbarung zitieren zu hören, aber heute nacht nicht.Heute nacht schienen die Worte bis zur Verballhornung hin auszureifen, und sie spürte – vielleicht zum ersten Mal –, daß er nicht wirklich begriff, was er sagte; daß ihm der Geist der Worte entging, während er sie rezitierte.Sie gab einen kleinen, unbeabsichtigten Klagelaut von sich.Gyer hörte zu lesen auf.»Was is’?« fragte er.Sie öffnete die Augen, peinlich berührt, ihn unterbrochen zu haben.»Nichts«, sagte sie.»Stört es dich, wenn ich lese?« wollte er wissen.Die Frage war eine Herausforderung, und sie drückte sich davor.»Nein«, sagte sie.»Nein, natürlich nicht.«In der Türöffnung zwischen den beiden Zimmern stehend, beobachtete Sadie Virginias Gesicht.Die Frau log natürlich; die Worte störten sie sehr wohl.Auch Sadie störten sie: eine Droge – ein Armageddon-Traum, eher komisch als einschüchternd.»Sag’s ihm!« riet sie Virginia.»Los doch! Sag ihm, daß es dir zuwider ist!«»Mit wem quatschst du denn?« sagte Buck, »Sie könn’ dich nicht hören.«Sadie ignorierte die Bemerkungen ihres Mannes.»Los doch!« sagte sie zu Virginia.»Sag’s dem Dreckskerl!«Aber Virginia lag bloß da, während Gyer wieder in dem Passus fortfuhr, dessen Unsinnigkeiten eskalierten:»Und die Heuschrecken sind gleich den Rossen, die zum Kriege bereit sind; und auf ihrem Haupt wie Kronen dem Golde gleich, und ihr Antlitz gleich der Menschen Antlitz.Und hatten Haar wie Weiberhaar, und ihre Zähne waren wie der Löwen Zähne.«Sadie schüttelte den Kopf: Schreckgespenster aus einem Comicheft, gerade recht, um Kindern damit Angst einzujagen.Weshalb mußten Menschen erst sterben, um derartigen Mumpitz abzustreifen?»Sag’s ihm!« stichelte sie wieder.»Sag ihm, wie lächerlich er sich anhört!«Die Worte waren noch kaum über ihre Lippen, als Virginia sich aufrecht aufs Bett setzte und sagte: »John?«Sadie starrte sie an, drängte sie mit ihrer Willenskraft weiter.»Sag es! Sag’s!«»Mußt du denn andauernd vom Tod reden? Es ist ausgesprochen deprimierend.«Sadie applaudierte ihr fast; es war nicht ganz so, wie sie es formuliert hätte, aber jeder nach seiner Fasson.»Was sagst du?« fragte Gyer und nahm an, er habe sich verhört.Sie würde sich doch sicher nicht mit ihm anlegen?Virginia brachte eine zitternde Hand hinauf an ihre Lippen, als wolle sie die Worte annullieren, ehe sie abermals kamen; aber sie kamen dennoch.»Die Passagen, die du da liest.Ich kann sie nicht ausstehn.Sie sind so…«»Stupide«, soufflierte ihr Sadie.»… widerlich«, sagte Virginia.»Kommst jetz’ ins Bett oder nicht?« wollte Buck wissen.»Augenblick noch«, antwortete Sadie über die Schulter.»Ich will bloß sehen, was hier herüben abläuft.«»Das Leben ist keine Seifenoper«, mischte Buck sich ein.Sadie wollte sich grade erlauben, anderer Meinung zu sein, aber ehe sie dazu Gelegenheit hatte, war der Evangelist an Virginias Bett herangetreten, die Bibel in der Hand.»Dies ist das erleuchtete Wort des Herrn, Virginia.« sagte er.»Das weiß ich, John.Aber es gibt andere Passagen…«»Ich dachte, du magst die Apokalypse.«»Nein«, sagte sie.»Sie bedrückt mich.«»Du bist müde«, antwortete er.»Ja freilich«, warf Sadie dazwischen, »das sagen sie einem immer, wen man zu dicht an die Wahrheit rankommt.›Du bist müde‹, sagen sie, ›warum machst du nicht ’n kleines Nickerchen?‹«»Warum legst dich nicht ’ne Weile schlafen?« fragte Gyer.»Ich geh’ nach nebenan und arbeite.«Virginia hielt dem gönnerhaften Blick ihres Gatten volle fünf Sekunden stand, nickte dann.»Ja«, räumte sie ein, »ich bin müde [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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