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.Schon in seiner Jugend hatte er es mit dem großen, edlen französischen Theater versucht und ein prachtvolles, romantisches Stück im Stil von »Pinto« geschrieben, zu einer Zeit, wo der Klassizismus noch unumschränkt herrschte.Das Odeontheater war infolgedessen drei Abende lang der Schauplatz so wilder Tumulte, daß das Stück verboten wurde.In den Augen vieler galt dies zweite Drama ebenso wie das erste für ein Meisterwerk und brachte ihm mehr Ruhm, als all die einträglichen Stücke, die er mit anderen zusammen verfaßt hatte, aber nur in der wenig beachteten, Welt der Kenner und der Leute von Geschmack.»Noch ein solcher Durchfall,« sagte Emil Blondet zu ihm, »und du bist unsterblich.«Anstatt aber auf dieser schwierigen Bahn fortzuschreiten, war Nathan notgedrungen in die Vaudevillestücke des Rokoko mit Puder und Schönheitspflästerchen zurückgesunken, in das Kostümstück und den szenischen Neudruck erfolgreicher Bücher.Trotzdem galt er für einen großen Geist, der sein letztes Wort noch nicht gesprochen hatte.Außerdem hatte er sich an die hohe Literatur gewagt und drei Romane veröffentlicht, ganz abgesehen von denen, die er unter der Presse hielt, wie die Fische im Fischbehälter.Das eine dieser drei Bücher und zwar das erste, hatte, wie bei manchen Schriftstellern, die es nur zu einem ersten Werke bringen, den glänzendsten Erfolg errungen.Dies Werk, das damals unklug an die erste Stelle gerückt wurde, dies Artistenwerk ließ er bei jeder Gelegenheit als schönstes Buch des Zeitalters, als einzigen Roman des Jahrhunderts bezeichnen.Trotzdem klagte er viel über die hohen Ansprüche der Kunst.Er gehörte zu denen, die am meisten dazu beitrugen, alle Kunstwerke, Gemälde, Statuen, Bücher und Bauwerke allein unter dem Gesichtspunkt der Kunst zu werten.Begonnen hatte er mit einem Gedichtband, der ihm einen Platz in der Plejade der zeitgenössischen Dichter sicherte; darin befand sich ein verschwommenes Gedicht, das reichlich bewundert wurde.Da er bei seinem Mangel an Vermögen weiter schreiben mußte, ging er vom Theater zur Presse und von der Presse zum Theater über, verzettelte und verausgabte sich und glaubte doch immer noch an seinen Stern.Sein Ruhm war also nicht unveröffentlicht, wie bei mehreren in den letzten Zügen liegenden Berühmtheiten, die sich durch die Titel künftiger Werke hochhalten, obwohl diese Werke dann nicht soviel Auflagen erleben, als Verhandlungen ihretwegen geführt werden mußten.Nathan glich einem Genie.Wäre er zum Schafott geschritten, wie er es manchmal wünschte, er hätte sich wie André Chénier an die Stirn schlagen können.Politischer Ehrgeiz ergriff ihn, als er ein Dutzend Schriftsteller, Professoren, Metaphysiker und Historiker zur Macht kommen sah, Leute, die sich während der Unruhen von 1830 bis 1833 in der Staatsmaschine einnisteten.Nun bedauerte er, daß er statt literarischer Artikel nicht politische geschrieben hatte.Er gehörte zu jenen Geistern, die auf alles eifersüchtig, zu allem fähig sind, denen man alle Erfolge wegnimmt, die tausend Brennpunkte berühren, ohne sich auf einen fest einzustellen, und die stets den Willen des Nachbars entkräften.Zu jener Zeit ging er vom Saint-Simonismus zum Republikanismus über, um vielleicht zum Ministerialismus zurückzukehren.In allen Ecken spähte er nach einem Knochen, an dem er nagen wollte, und suchte nach einem sicheren Orte, von wo aus er, vor Schlägen sicher, bellen und bedrohlich erscheinen konnte.Aber zu seiner Schande bemerkte er, daß ihn der berühmte de Marsay, das damalige Haupt der Regierung, nicht ernst nahm.De Marsay hatte keinerlei Achtung vor Schriftstellern, bei denen er das vermißte, was Richelieu den Geist der Folgerichtigkeit nannte.Zudem hätte jedes Ministerium mit der dauernden Unordnung in Raouls Geschäften rechnen müssen.Früher oder später mußte die Not ihn zwingen, Bedingungen anzunehmen, statt sie zu diktieren.Raouls wahrer, aber sorgfältig verborgener Charakter stimmt mit seinem öffentlichen Charakter überein.Er ist ein unbewußter Schauspieler, selbstsüchtig, als wäre er der Staat selbst, und ein sehr geschickter Deklamator.Niemand versteht es besser, Gefühle zu spielen, sich mit falscher Größe zu brüsten, sich mit moralischen Schönheiten zu schmücken, sich in seinen Worten selbst zu achten und sich wie Molières Alceste zu gebärden, während er wie Philinte handelt.Seine Selbstsucht schreitet unter diesem Panzer aus gemalter Pappe und erreicht oft das geheime Ziel, das sie sich gesteckt hat.Träge bis zum Übermaß, hat er stets nur dann etwas getan, wenn die Hellebarden der Not ihn stachen.Die beharrliche Arbeit bei der Schöpfung eines Werkes kennt er nicht, aber in der Raserei der Wut, in die ihn seine verletzte Eitelkeit versetzt, oder in dem kritischen Augenblick, wo ein Gläubiger ihn bedrängt, überspringt er den Eurotas und triumphiert über die schwierigsten Berechnungen.Dann sinkt er, erschöpft und erstaunt, etwas geschaffen zu haben, in den Sumpf der Pariser Zerstreuungen zurück.Die Not erscheint abermals, bedrohlich: er ist kraftlos, würdigt sich herab und stellt sich bloß.Von der falschen Vorstellung seiner Größe und seiner Zukunft beherrscht, für die er sich ein Muster an der großen Laufbahn eines seiner früheren Kollegen nimmt, eines jener seltenen ministeriellen Talente, das die Julirevolution ans Licht gebracht hat, erlaubt er sich bei denen, die ihn lieben, Barbareien des Gewissens, die in den Geheimnissen des Privatlebens begraben werden, von denen niemand spricht, und über die niemand klagt.Die Banalität seines Herzens, die Schamlosigkeit, mit der er jedem Laster, jedem Unglück, jedem Verrat, jeder Meinung die Hand schüttelt, haben ihn unverletzlich gemacht, wie einen konstitutionellen König.Die verzeihliche Sünde, die bei einem großen Charakter ein Zetergeschrei hervorriefe, existiert für ihn nicht.Sein wenig feinfühliges Benehmen wird ihm kaum angerechnet; jedermann entschuldigt ihn und damit sich selbst.Selbst wer versucht wäre, ihn zu verachten, reicht ihm die Hand, denn er fürchtet, ihn einmal nötig zu haben.Diese scheinbare Gutmütigkeit, die Neulinge besticht und vor keinem Verrat schützt, die sich alles erlaubt und alles rechtfertigt, die bei einer Verletzung laut aufschreit und sie vergibt, ist eins der Hauptkennzeichen des Journalisten [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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